Rückblick auf das Jahr 2024

Mit dem Ende des Jahres 2024 ist inzwischen das siebte Jahr vorüber, in dem wir unsere Sammlung öffentlich präsentieren und uns auch der Erforschung der gesammelten Objekte verpflichtet fühlen. In diesem Jahr können wir nicht nur über den Erwerb neuer Bilder und die Recherche zu älteren Beständen berichten, sondern es erfüllt uns außerdem mit besonderer Feude, dass wir im Frühjahr 2024 unser Depot neu organisieren und neu einrichten konnten, so dass praktisch alle Gemälde unserer Sammlung wieder zugänglich sind und wir mit der Raumnot, die uns während der letzten zwei bis drei Jahre belastet hat, vorerst abschließen können.

Zu Beginn des Jahres 2024 erhielten wir freundlicherweise ein Bild des Bad Wimpfener Grafikers Karl Maschauer (1907-1977) von einem Kunstfreund geschenkt. Mit diesem Stillleben, das einen Weinkrug, ein Weinglas und Obst zeigt (Inv. Nr. 2024.003), verfügen wir nun über Werke aller drei Künstler, die als „Gäste aus Heilbronn“ 1963 im Kunsthof in Bad Cannstatt ausstellten. Neben Maschauer waren dies Erwin Enderle und Bruno Velten, von denen wir bereits seit längerer Zeit Bilder besitzen.

Karl Maschauer: Stillleben mit Weinglas, Krug und Obst (Inv. Nr. 2024.003)

Im Februar haben wir uns wieder einmal für einen mehrere Gemälde umfassenden Posten aus dem Nachlass eines Hobbymalers begeistern können. Der Donaueschinger Maler Stefan Czerwenski (1931-2015) malte hauptsächlich Porträts, Aktbilder und Ortsansichten. Wir erwarben vier Bilder aus seinem Nachlass, darunter Porträts des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt und der Beatles sowie zwei mehr oder weniger bekleidete weibliche Bildnisse.

Der alljährliche Basar des Heilbronner CVJM, der seit Jahrzehnten eine Fundgrube für Bilder Heilbronner Maler oder mit Heilbronner Motiven ist, war in seiner diesjährigen Ausgabe im Februar 2024 eher enttäuschend. Nachdem keine Bilder mit offensichtlichem Heilbronn-Bezug zu finden waren, erwarben wir dort schließlich ein interessantes Madonnengemälde (Inv. Nr. 2024.010), über dessen Maler wir bislang jedoch noch nichts in Erfahrung bringen konnten.

Madonna mit Kind

Ebenfalls im Februar 2024 erreichte uns eine Anfrage zu einer Radierung mit der Ansicht der Heilbronner Kilianskirche, signiert von einem Helmut Schwarz, die die Vorfahren des Besitzers anlässlich ihrer Trauung in der Kilianskirche 1943 als Geschenk erhalten hatten. Der Zufall wollte es, dass das Heilbronner Stadtarchiv auch mehrere Abzüge dieses Motivs besaß und wir anlässlich des Tags der Archive am 2. März 2024, zu dem das Stadtarchiv einige Objekte aus seinem Bestand zum Kauf anbot, ein solches Blatt erwerben konnten (Inv. Nr. 2024.011). Nachdem auch im Stadtarchiv zunächst nichts weiter zur Biografie des Künstlers bekannt war, konnten wir ihn als den Stuttgarter Grafiker Helmut Schwarz (1891-1961) identifizieren.

Helmut Schwarz: Kilianskirche in Heilbronn (Inv. Nr. 2024.011)

Im März und April widmeten wir uns schwerpunktmäßig der kritischen Durchsicht unserer seit nunmehr fünf Jahren zusammengetragenen Informationen zu dem Heilbronner Maler Max Kosmas Zahner (1897-1977), der vor 2019 weitgehend in Vergessenheit geraten war, von dem wir seitdem aber über 20 Werke erwerben konnten und Kunde von ungefähr 100 weiteren Werken haben. Durch Zeitzeugengespräche und mit Fotos aus dem Besitz von Nachkommen ließen sich die wesentlichen Eckpunkte von Zahners Biographie nachzeichnen. Da das Material inzwischen so umfangreich ist und uns ununterbrochen Anfragen zu diesem Maler erreichen, haben wir uns entschlossen, unsere bereits auf unserer Website und verschiedentlich schon als PDF publiziertern gesammelten Erkenntnisse zu diesem Maler auch als Buch herauszugeben. Im Mai 2024 erschien die von Peter Schmelzle verfasste Monographie „Der Heilbronner Maler Max Kosmas Zahner – Leben und Werk“ im Feldprediger Verlag, ISBN 9798325585517. Das Buch hat 134 Seiten und enthält über 100 Werkabbildungen. Es ist über den Buchhandel erhältlich.

Im Mai 2024 erhielten wir als freundliche Schenkung aus bayrischem Privatbesitz eine Schwarzwaldlandschaft (Inv. Nr. 2024.015) des Malers Ferdinand Dörr (1880-1968). Der Maler stammte aus Bad Rappenau und malte Szenen aus dem Neckartal, aber auch aus dem Schwarzwald.

Ferdinand Dörr: Feldsee im Schwarzwald (Inv. Nr. 2024.015)

Mit freundlicher Unterstützung der Wimpfener Kaufmannsfamilie Wieland war es uns am 13. und 14. Juli 2024 möglich, während des traditionellen Künstlermarktes Montmartre Flair in der Wimpfener Altstadt einen Pop-Up-Store mit einigen aussortierten Stücken unseres Gemäldebestandes zu betreiben. Mehrere Gemälde von Malern wie Geog Hoffmann sen., Ferdinand Dörr, Renate Schreyvogel, Boris Siemienkiewitsch und anderen, die wir aufgrund des Zustandes oder fehlernder thematischer Bezüge aus unserer Sammlung aussortiert haben, kamen dadurch günstig in die Hände neuer Besitzer. Wir danken allen Besuchern herzlich für zwei interessante Tage mit anregenden Gesprächen.

Im Sommer und Herbst 2024 befassten wir uns mit Recherchen zu vergessen schwäbischen Malern. Den Auftakt machte Albert Wunderlich (1867-1946), von dem wir seit längerer Zeit zwei Bilder besitzen und aus dessen Gesamtwerk uns seit Sommer 2024 mehrere weitere Bilder angetragen wurden. Wunderlich zählt zwar zu den herausragenden schwäbischen Malern des frühen 20. Jahrhunderts, es scheint aber bislang dennoch kein Lebensbild und keine Monographie über ihn zu geben. Durch Recherchen in den Stuttgarter Sterbebüchern und anderen archivalischen Quellen konnten wir seine Lebensdaten und etwas zu seinem familiären und wirtschaftlichen Hintergrund erleuchten.

Albert Wunderlich: Neckar bei Hofen (Inv. Nr. 2022.029)

Im Juli 2024 erwarben wir zwei Bilder des Stuttgarter Malers Josef Vater (1897-1991). Er stammte aus dem Schönhengstgau und kam nach dem Zweiten Weltkrieg in die Neckarmetropole. Über den Maler war zuvor noch nichts publiziert worden, so dass die Identifizierung der Signatur „J. Vater“ nur mit detektivischem Gespür gelang. Da wir schließlich aber auch noch einen genealogisch forschenden Nachfahren ausfindig machen konnten, wissen wir inzwischen einiges aus seinem Leben, außerdem können wir mehrere Gemälde im Bild nachweisen und konnten ein Gemälkde des Malers an einen Nachfahren vermitteln.

Josef Vater: Lesender Mann am Tisch, Kopie nach W. Roegge (Inv. Nr. 2019.019)

Im Herbst ging es weiter mit Forschungen zu dem Maler Albert Botzenhard sen. aus Ay an der Iller. Er ist der Vater des ungleich bekannteren Albert Botzenhard (1926-2004), hat im Gegensatz zu seinem stark abstrahiert malenden Sohn jedoch noch naiv gegenständlich gemalt. Über den Maler wurde noch nichts publiziert, so dass die für ihn in Anspruch zu nehmenden Werke bislang irrtümlich dem Sohn zugeschrieben wurden. Wir konnten mit Stand Spätjahr 2024 zwar bislang erst wenig zum Leben des Malers in Erfahrung bringen, sind jedoch bereits mehr als zufrieden, dass uns die Identifizierung einer eigenständigen, bisher unbeachteten Künstlerpersönlichkeit gelang.

Albert Botzenhard sen.: Hl. Familie auf der Flucht, dat. 1935 (Inv. Nr. 2024.030)

Der vierte vergessene Künstler, mit dem wir uns in der zweiten Jahreshälfte 2024 befassten, ist der Stuttgarter Akademieprofessor Heinrich Kißling (1895-1944). Er wurde in Heilbronn geboren, war aber in Stuttgart tätig. Als handwerklich solider Vertreter der schwäbischen Landschaftsmalerei passte er gut in die Vorstellungen der NS-Kulturpolitik und wurde bald auch in das Kuratorium berufen, das Werke für ein geplantes Museum für Schwäbischer Kunst auswählte. Nahezu sein gesamtes Lebenswerk wurde bei den Luftangriffen auf Stuttgart 1944 zerstört. Der Maler starb im November 1944 in einem Kriegsgefangenenlager in Rumänien und geriet danach in Vergessenheit. Einige aus einem Nachlass aufgetauchte Werke des Künstlers, aus denen wir zwischen Oktober und Dezember 2024 schließlich zwei Gemälde und zwei Zeichnungen erwerben konnten, gaben den Anlass, den zuvor noch nicht publizierten Lebensweg Kißlings nachzuzeichnen.

Heinrich Kißling: Segelboote

Wie auch schon in den Vorjahren befassten wir uns auch dieses Jahr erneut intensiv mit der Malerfamilie Fisel, die mit Albert Fisel (1899-1969), seinem Sohn Herbert Fisel (1923-199?) sowie dem Heilbronner Maler Konrad Fisel (1910-1991) mindestens drei regional tätige Maler hervorgebracht hat. Leider ist es uns immer noch nicht gelungen, die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Albert und dem etwas jüngeren Konrad Fisel zu erleuchten. Nach der Einsicht von diversen im Stadtarchiv Heilbronn aufgetauchten Unterlagen, bei denen es u.a. um Unterhaltszahlungen an die Mutter des Malers Konrad Fisel geht, scheint sich nun jedoch anzudeuten, dass Albert Fisel und Konrad Fisel Brüder waren. Wir bleiben dran und sind zuversichtlich, die familiären Verknüpfungen der drei Maler alsbald belegt darstellen zu können.

Im Herbst 2024 erwarben wir einen größeren Posten Gemälde aus dem Nachlass einer Pforzheimer Unternehmerfamilie (Weinkellerei Brenk). Die interessantesten Gemälde aus diesem Posten sind zwei Landschaftsbilder des Karlsruher Malers Karl August Köth (1887-1956).

Karl August Köth: Szene am Rand eines Dorfes (Inv. Nr. 2024.034)

Ebenfalls im Spätjahr 2024 erwarben wir ein Landschaftsbild des Mannheimer Malers Wilhelm Morano (1885-1958) mit einer Ansicht von Duttenberg. Das Bild belegt, dass der ansonsten in Mannheim tätige Morano, der als Zeichenlehrer mehrere Generationen von Malern ausgebildet hat und als Grafiker diverse Aufträge für Gewerbe und Industrie ausführte, auch in der Gegend um Heilbronn herum unterwegs und tätig war.

Wilhelm Morano: Ansicht von Duttenberg

Insgesamt blicken wir auf ein erfolgreiches Jahr zurück, in dem wieder einmal die Forschung gleichberechtigt neben der Pflege des Sammlungsbestandes stand. Wir danken allen Freunden und Förderern unserer Sammlung für anregende Impulse während des vergangenen Jahres. Alles Gute für 2025 und bleiben Sie uns verbunden!