Karl Dehoust (1894-1975) war Kunstmaler in Stuttgart. Eine Monographie dieses Malers ist uns nicht bekannt, gleichwohl aber sind zahlreiche seiner Gemälde auf dem Kunstmarkt vor allem in Südwestdeutschland nachweisbar. Als wir das Angebot von fünf Gemälden mit meist regionalen Motiven erhielten, wurde unser Interesse geweckt, nicht nur die Gemälde zu erwerben, sondern uns auch weiterhin mit der Erforschung des Gesamtwerks des Malers zu beschäftigen.
Über Dehousts frühen Jahre ist uns gegenwärtig nur bekannt, dass er an der Kunstgewerbeschule bei Jourdan, Pankok und Cissarz sowie an der Kunstakademie bei Speyer, Landenberger und Breyer studierte. Als Künstler wird er ab den späten 1920er Jahren greifbar. Ab 1933 erscheint er in den Stuttgarter Adressbüchern als Kunstmaler. Während der Kriegsjahre hatte er sein Atelier in der Gutbrodstraße im Stuttgarter Westen, nach dem Zweiten Weltrieg lebte und arbeitete er im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen. Im Kunsthandel schwanken die Angaben zu seinem Todesdatum zwischen 1964 und 1974, wir kennen jedoch seine Todesanzeige und wissen daher sicher, dass er am 19. Mai 1975 starb.
Soweit, wie wir bislang sein Gesamtwerk überblicken können, fand Dehoust seine Motive vor allem im Umfeld seines Wohnorts Stuttgart. So hielt er vor allem das Bärenschlössle im Stuttgarter Rotwildpark mehrmals im Bild fest, aber auch das Schloss Solitude bei Ludwigburg und die nahe alte Reichsstadt Esslingen. Das etwas neckarabwärts gelegene Besigheim malte er mehrfach aus unterschiedlichen Perspektiven. Ausflüge führten ihn sicher auch in die bis heute sehenswerten Städte Heidelberg und Schwäbisch Hall, wie seine Ansichten von dort belegen. Außer Ortsansichten schuf er auch Landschaftsbilder und Stillleben.
Mit den von uns im November 2021 erworbenen fünf Gemälden können wir die stilistische und motivische Kontinuität des Schaffens von Karl Dehoust in der Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg belegen. Die Bilder stammen aus derselben Haushaltsauflösung und scheinen alle lange ähnlich aufbewahrt worden zu sein, da sie gleichartig gealtert sind.
Sein Bild der Henkersbrücke in Schwäbisch Hall von 1938 ist das älteste Bild des nun von uns erworbenen Konvoluts. Dehoust hat eine eher ungewöhnliche Ansicht von unterhalb der Brücke auf die der Haller Altstadt gegenüberliegende Weiler Vorstadt mit der Johanniterkirche gewählt. Die mehrfach geschwungene Linienführung der Brücke gibt dem Bild eine besondere Dynamik.
Inv. Nr. 2021.060: Henkersbrücke in Schwäbisch Hall, dat. 1938.
Besigheim am Zusammenfluss von Neckar und Enz zählte zu den wiederkehrenden Motiven des Malers. Er hat die Silhouette der Altstadt von den Enzauen aus mehrfach gemalt, aber auch von einer Anhöhe nördlich des Ortes die Ansicht aus der Vogelschau. Während manche seiner Besigheim-Bilder eher zeitlos sind, dokumentiert er auf unserer von den Enzauen aus gemalten Szene gemäß der rückseitigen Aufschrift den Zustand während oder nach einem Hochwasser.
Inv. Nr. 2021.061: Ansicht von Besigheim, dat. 1945.
Inv. Nr. 2021.062: Besigheim aus der Vogelschau, dat. 1947.
Die Alte Brücke, die in Heidelberg unterhalb der Ruine des Heidelberger Schlosses über den Neckar führt, ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Neckartals. Die beinahe zu jeder Tag- und Nachtzeit von Touristen bevölkerte Brücke war auch 1948 belebt, als Dehoust sie malte. Viele bunte Farbkleckse deuten ein reges Treiben auf der Brücke an.
Inv. Nr. 2021.063: Alte Brücke in Heidelberg, dat. 1948.
Das jüngste Bild unseres Konvoluts ist gleichzeitig auch das größte und außergewöhnlichste. Dehoust hielt darauf ein herrschaftliches Interieur in einem blau getünchten Saal mit Fensternische, Porträtgemälden und barockem Mobiliar fest. Da der Maler sich bei seinen sonstigen Motiven an realen Szenerien orientierte, handelt es sich auch bei diesem Bild mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um eine Phantasieszene, sondern um eine realistische Ansicht, vielleicht aus einem der württembergischen Schlösser in Stuttgart oder Umgebung.
Inv. Nr. 2021.064: Herrschaftliches Interieur, dat. 1950.
Die Bilder sind alle auf der Vorderseite signiert. Bis auf das Bild mit dem Interieur sind sie auch alle rückseitig beschriftet und dabei meist bezeichnet und datiert. Zwei Bilder haben außerdem rückseitige alte Preisaufschriften, drei Bilder tragen rückseitig große Nummern. Alle Aufschriften sind wohl von der Hand des Künstlers selbst. Der Preis des Bildes mit dem Hochwasser bei Besigheim von 1945 wurde mehrfach überklebt und damit wohl der Währungsreform von 1948 oder anderweitig veränderten Marktpreisen angepasst. Der letzte (oberste) Aufkleber nennt einen Preis von 200 DM. Das Bild mit der Heidelberger Brücke von 1948 ist mit 180 DM ausgepreist. Bislang nicht gedeutet sind die großen Nummern auf drei der Gemälde (25, 50 und 60). Da die Nummern nicht chronologisch aufsteigend vergeben sind, handelt es sich wohl nicht um die bei einigen akademischen Malern zu beobachtende fortlaufende Nummerierung ihrer Werke. Eventuell stehen die Nummern stattdessen im Zusammenhang mit Verkaufsausstellungen.
Unser Gemäldekonvolut gibt einen interessanten Einblick in die Arbeits- und Motivwelt des Stuttgarter Malers Karl Dehoust. Mit der Präsentation dieser Bilder möchten wir die weitere Erforschung seines Gesamtwerks fördern.