Zehn Bilder von Kurt Krieger

Aus einer Haushaltsauflösung erwarben wir im Frühjahr 2020 eine Reihe von zehn Bildern des Heilbronner Malers Kurt Krieger. Für den Erwerb ausschlaggebend war hierbei nicht die Qualität der Malerei oder die Schönheit der Motive, sondern der Umstand, dass es sich nachweislich der rückseitigen Aufkleber und Aufschriften um einen Maler aus Heilbronn handelte, der gemeinhin in Vergessenheit geraten war, aber offensichtlich trotz seiner nur mittelmäßigen Fähigkeiten über Jahre in Heilbronn von seiner Kunst leben konnte.

Bei den im Frühjahr 2020 erworbenen Bildern handelt es sich um die folgenden Motive:

Inv. Nr. 2020.011: Festung Marienberg in Würzburg
Inv. Nr. 2020.012: Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Würzburg
Inv. Nr. 2020.015: Zigeunerin
Inv. Nr. 2020.016: Blumenstrauß
Inv. Nr. 2020.017: Sechs Blumenbildchen

Wir haben die Bilder in zwei Tranchen erworben. Bei der Besichtigung eines Nachlasses in Heilbronn fanden wir nämlich ein Haus vor, das in geradezu übertriebenem Maß mit Bildern des offensichtlich selben Malers vollgehängt war. Die Erben teilten uns mit, dass die Erblasser den Maler gekannt hätten. Zwei der Bilder mit Motiven aus Würzburg seien Auftragsarbeiten für die Dame des Hauses gewesen, die aus Würzburg stammend nach Heilbronn gezogen war. Die weiteren Motive hätte man im Lauf der Zeit vom selben maler erworben. Zunächst konnten wir uns nur für die beiden Würzburger Motive begeistern. Wenige Tage später bot man uns die restlichen Bilder zu einem sehr günstigen Preis an und wir haben sie auch noch übernommen.

Über den Maler, der meist mit „Krieger“, aber auf den kleineren Bildern auch nur mit „Kr“ signierte, war uns zunächst kaum etwas bekannt. Im Altbestand unserer Sammlung befand sich bereits seit längerer Zeit kleine Szenen der Salzgasse in Bad Wimpfen (Inv. Nr. 0000.006) und des Trappenseeschlösschens in Heilbronn (Inv. Nr. 0000.077), die offensichtich von derselben Hand stammen.

Mit inzwischen zwölf Bildern des Malers in unserem Bestand haben wir zu Kurt Krieger zu forschen begonnen. Mit freundlicher Unterstzützung von Walter Hirschmann vom Stadtarchiv Heilbronn ließ sich herausfinden, dass der 1901 in der Ostprignitz geborene Krieger 1955 von Alzey nach Klingenberg bei Heilbronn zog und ab 1959 ein Ladengeschäft in der Heilbronner Bahnhofstraße betrieb. 1965 bezog er Wohn- und Geschäftsräume in einem anderen Gebäude in der Bahnhofstraße. Er scheint bis 1973 in Heilbronn gelebt zu haben, aber verzog dann nach Lübeck, wo sich seine Spur verliert.

Wie sein ungefähr gleichaltriger Berufsgenosse Oskar Busch (1897-1977), der nur einige hundert Meter entfernt in der Unteren Neckarstraße in Heilbronn ebenfalls ein Ladengeschäft als Kunstmaler betrieb, scheint Kurt Krieger wohl auch nie Mitglied im Heilbronner Künstlerbund gewesen zu sein. Vermutlich hat man im Künstlerbund, der von seinen von außerhalb dazugekommenen Mitgliedern in den Nachkriegsjahrzehnten gern als provinziell wahrgenommen wurde, dennoch mindestens einen solchen elitären Dünkel gehabt, dass man die nur biedere Gerbrauchskunst schaffenden Maler wie Krieger und Busch nur milde belächelt hat.

Gleichwohl zeigt das gleichzeitige Bestehen der Geschäfte von Krieger und Busch, dass es in den 1960er Jahren durchaus einen Bedarf nach eben jener unverfänglichen Gebrauchskunst gab, wie sie beide Maler wohl in großer Zahl schufen: regionale Motive aus Heilbronn und Umgebung, Alpenpanoramen und Waldlichtungen, Blumenbilder sowie kitschige Kopien beliebter Motive ihrer Zeit wie z.B. Krieger’s Bild mit der Zigeunerin. Der Bedarf nach solchen Bildern scheint sogar ausreichend gewesen zu sein, um in einer Stadt wie Heilbronn alleine schon zwei solcher Künstler und ihre Familien über etliche Jahre ernähren zu können.

Wenn uns heute, tief im 21. Jahrhundert mit seiner allzeit verfügbaren Bilderflut im Internet, die Bilder von Kurt Krieger als mittelmäßige, ja beinahe sogar laienhafte Kunst erscheinen, so so war in den 1960er Jahren diese künstlerische Qualität offensichtlich noch völlig ausreichend, um die gute Stube der einfachen Bürgerhaushalte zu zieren. Wie die Herkunft unserer neuerlich erworbenen zehn Bilder des Malers beweist, gab es sogar eine intensive Kundenbindung, die den Kunden ein individuell geschmücktes Heim und dem Maler ein regelmäßiges Einkommen bescherten.

(Nachtrag: Bis zum Frühjahr 2023 haben wir bereits 17 Bilder von Kurt Krieger in unserer Sammlung.)