Acht Bilder aus Sinsheim

Im Juni 2022 konnten wir aus dem Nachlass des Sinsheimer Hobbymalers Boris Siemienkewitsch (1922-2013) insgesamt acht seiner Werke erwerben. Der Maler fand seine Motive in der näheren Umgebung, malte aber auch Porträts, Blumenbilder, christliche Motive und Kopien bekannter Gemälde. Er dürfte im Laufe seines Lebens sicher an die 100 größere Gemälde und eine Vielzahl kleinerer Arbeiten geschaffen haben. Die meisten seiner Bilder ließ er von örtlichen Galerien professionell rahmen. Seine Bilder schmückten die Wände seines Hauses in Sinsheim. Auch seine Frau Helga geb. Buttmi (1926-2021) war künstlerisch tätig.

Wir waren augenscheinlich die ersten Interessenten für den Nachlass des Künstlerpaares und fanden eine noch lückenlose Galerie in dem bereits von Möbeln und Hausrat geräumten Wohnhaus vor. An den Wänden sowie an den Bildern waren Nummern angebracht, die einen Hinweis auf eine einstmalige Katalogisierung und Ausstellungstätigkeit gaben. Die Katalogunterlagen, in denen sich vielleicht auch Anmerkungen zu nicht bestimmbaren Motiven oder Motivvorlagen befunden haben könnten, waren jedoch nicht mehr auffindbar. So gerne wir auch den gesamten Nachlass oder zumindest einen großen Teil von rund 150 größeren und kleineren Bildern übernommen hätten, so sehr setzten uns freilich die schiere Menge und unsere Finanzen gewisse Grenzen. Wir haben uns deswegen auf vier größere und vier kleinere Bilder beschränkt, mit Schwerpunkt auf identifizierbare regionale Motive.

Die Bilder stammen aus dem Zeitraum von 1957 bis 1982. Das älteste Motiv ist eine große Darstellung des Rathauses von Sinsheim von 1957. Etliche Jahre vor der Eingemeindung von über zehn umliegenden Gemeinden und dem damit verbundenen Aufschwung der Stadt Sinsheim zur Großen Kreisstadt genügte der Verwaltung noch der Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert, in dem sich heute das Heimatmuseum befindet. Zu den weiteren Sinsheimer Motiven zählen eine Ansicht des Gasthauses Linde am Ufer der Elsenz von 1961 und zwei kleine Bilder mit Ansichten des Stifts Sinsheim. Eine kleine Ansicht des Schlosses in Heinsheim von 1972 rundet die regionale Motivauswahl ab.

Inv. Nr. 2022.030: Rathaus in Sinsheim

Inv. Nr. 2022.031: Gasthaus Linde in Sinsheim

Inv. Nr. 2022.035: Blick durch den Torbogen des Stifts Sinsheim

Inv. Nr. 2022.036: Blick auf Stift Sinsheim

Inv. Nr. 2022.037: Schloss Heinsheim

Unter den verschiedenen Kopien, die wir im Nachlass des Malers sahen, hat uns eine Version der Venus von Urbino nach dem Original von Tizian besonders gut gefallen. Das 1982 gemalte Bild hat ein ansprechendes nicht zu großes Format, das über gewisse technische Mängel hinwegsehen lässt. Auch die großformatige Madonna mit Kind sowie die kleine sommerliche Straßenszene im Pariser Künstlerviertel Montmartre sind wahrscheinlich Kopien nach Vorlagen anderer Künstler.

Inv. Nr. 2022.032: Venus von Urbino, Kopie nach Tizian

Inv. Nr. 2022.033: Madonna mit Kind

Inv. Nr. 2022.034: Montmartre mit den Kuppeln von Sacre Coeur

Da sich unter den Bildern im Hause Siemienkewitsch auch mehrere Werke befanden, die seine Frau Helga geb. Buttmi (1926-2021) geschaffen hatte, haben wir mit einer charakteristischen Ansicht aus Rothenburg ob der Tauber von 1954 auch eines ihrer Werke erworben. Die Anzahl ihrer Werke stand in keinem Verhältnis zur Masse der Werke ihres Mannes. Möglicherweise hat sie nur in jüngeren Jahren gemalt.

Inv. Nr. 2022.038: Weißer Turm in Rothenburg (Helga Buttmi)

Mit den Werken von Boris Siemienkewitsch und Helga Buttmi hoffen wir wieder einmal, das Schaffen von anderweitig der Vergessenheit anheim fallenden regionalen Hobbykünstlern zu dokumentieren, die sich zwar nur selten an Ausstellungen beteiligt haben, aber dennoch über Jahrzehnte mit Hingabe das Bild der Heimat, ihr Alltagsleben und ihre Glaubenswelt im Bild festgehalten und sich ihr Heim zur Galerie umgestaltet haben.