Inv. Nr. 2022.038
Beschreibung
25 x 20 cm, auf Papier, hinter Glas gerahmt
Rechts unten signiert “H. Buttmi” und datiert 1954.
Helga Buttmi (geb. 18. September 1926 in Gernsbach, gest. am 17. November 2021 in Sinsheim) war die Frau des Sinsheimer Hobbymalers Boris Siemienkewitsch (1922-2013). Im umfangreichen Nachlass des Paares fanden sich neben den zahlreichen Bilder des Malers auch einige Bilder, die seine Frau gemalt und signiert hatte. Da wir mehrere Bilder des Malers erworben haben und auch das Werk seiner Frau nicht in Vergessenheit geraten lassen wollen, haben wir exemplarisch auch diese von ihr 1954 angefertigte Ansicht aus Rothenburg ob der Tauber erworben.
Der Weiße Turm ist Teil der älteren inneren Stadtbefestigung von Rothenburg. Sein Sockel datiert auf das 12. Jahrhundert, der Turmaufbau stammt aus der Barockzeit. Noch im ausgehenden Mittelalter erhielt Rothenburg einen weiteren Mauerring um die Altstadt, so dass der alte Torturm innerhalb der ummauerten Stadt lag, die zwischen innerem und äußerem Mauerring eine bedeutende Erweiterung erfuhr. Nachdem Juden anfangs noch innerhalb des inneren Mauerrings angesiedelt waren, entstand um 1400 in der Judengasse nordwestlich außerhalb des Weißen Turms eine neue jüdische Siedlung. In dem markanten Fachwerkbau mit Erker, der direkt an den Turm angebaut ist, befand sich zunächst eine Judenherberge, 1613 wurde darin ein Judentanzhaus eingerichtet.
Rothenburg entwickelte sich aufgrund seiner historischen Bausubstanz ab den 1870er Jahren zu einem beliebten Ausflugsziel. Die jüdische Gemeinde der Stadt wurde jedoch in der Zeit des Nationalsozialismus ausgelöscht. Bei einem Luftangriff der Amerikaner Ende März 1945 wurden der Weiße Turm und das Judentanzhaus wie zahlreiche weitere Gebäude im Osten der Altstadt beschädigt oder zerstört, aber nach Kriegsende wieder originalgetreu hergerichtet.
Ob Helga Buttmi die Gebäude frisch wiederaufgebaut sah oder die Szene nach einer Vorkriegs-Fotografie gemalt hat, haben wir noch nicht recherchiert.
