Beschreibung
? x ? cm, Leinwand, gerahmt
Unten links signiert “W. W.”
Der von Dieter Läpple (1938-2019) gestaltete und 1965 aufgestellte Käthchenbrunnen in Heilbronn polarisierte die Einwohner der Stadt. Durch Kleists Schauspiel „Das Käthchen von Heilbronn“ ist Heilbronn gemeinhin als Käthchenstadt bekannt, und die Titelfigur wird mannigfaltig zu touristischen Zwecken genutzt. Die etwas unproportioniert wirkende Brunnenfigur von Dieter Läpple wollte aber nicht so recht dem Anspruch der Bürger an eine hübsche Repräsentationsfigur entsprechen. Zu kräftige Waden habe sie, zu flachbrüstig sei sie, ihr Hintern sei zu groß. Über verschiedene, sich bald nach der Aufstellung ereignenden Proteste und Anschläge gegen die Figur berichtete sogar Die Zeit in ihrer Ausgabe 40/1965. Man erinnerte an „das Plakat ,Unser Contergan-Käthchen‘, mit dem die Brunnenfigur eines Morgens dekoriert war, und die mit Farben gefüllten Eier, mit denen die Standhafte eines Abends bekleckert wurde“ und erwähnte einen „mannhaften Anlauf, das ,entartete‘ Käthchen in den Brunnen zu stürzen“. Allen Stürmen zum Trotz hat sich die Figur bis heute erhalten, auch wenn sie 2020 durch ein ungeschicktes Wendemanöver eines Lieferwagens schwer beschädigt und vorläufig abgebaut wurde.
Der ansonsten nicht künstlerisch in Erscheinung getretene und früh verstorbene Willi Wioska (von dessen Nachfahren wir das Bild erworben haben) hat das Motiv nach einer Fotopostkarte aus dem Verlag der Gebr. Metz in Tübingen gemalt. Von hinter dem Käthchenbrunnen geht der Blick am historischen Fleischhaus vorbei in die noch als Fahrstraße ausgestaltete Kirchbrunnenstraße. Im Gegensatz zum Postkartenmotiv ist das Gemälde merkwürdig unbelebt: weder Autos noch Menschen sind auf den Straßen zu sehen. Die Entstehung des Fotos kann zeitlich zwischen der Aufstellung des Käthchenbrunnens 1965 und dem Umbau der Kirchbrunnenstraße zur Fußgängerzone in den 1970er Jahren eingegrenzt werden. Das Gemälde wird wohl auch zu jener Zeit oder aber etwas später entstanden sein.