Athanasius OB (Klaus Ludwig, 1986)

Inv. Nr. 0000.061

Beschreibung

29,7 x 21 cm, Fotokopie auf DIN A4-Papier

Klaus Ludwig (1949-2009) trat 1986 bei der Heilbronner Oberbürgermeisterwahl unter dem Pseudonym „Athanasius“ („Der Unsterbliche“) an und forderte in seinem Wahlprogramm u.a. eine auto- und fernsehfreie Stadt, Arbeitslosigkeit bei vollem Lohnausgleich sowie Bier und Buttermilch aus allen Heilbronner Brunnen. Als anarchischer Spaßkandidat holte Ludwig freilich nur ein paar wenige Stimmen. In den höchst überschaubaren provinziellen Verhältnissen im Heilbronn der 1980er Jahre, wo weder die Anti-Atomraketen-Proteste nach der Explosion der Zündstufe einer amerikanischen Pershing II-Rakete noch die Konzerte der örtlichen Amateur-Punkbands die spießbürgerliche Idylle trüben konnten, war seine Kandidatur nur eine Randnotiz.

Bei der OB-Wahl 1986 ließ Ludwig einige große s/w-Plakate mit dem Slogan „Athanasius OB“ herstellen, bei denen sein Konterfei in das O einmontiert war. Ein daraus ausgeschnittenes Motivteil mit seinem Porträt ließ er außerdem auf Größe DIN A4 kopieren. Von diesen Kopien, die im Wahlkampf auch im Einsatz waren, haben sich zwei Exemplare in unserer Sammlung erhalten.

Die Kandidatur von „Athanasius“ gab übrigens die Blaupause für den Heilbronner Satiriker Oliver Maria Schmitt (geb. 1966), der 1988 bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und 1991 bei den Heilbronner OB-Wahlen auch mit einem Nonsens-Programm kandidierte. Während Schmitt jedoch bald bei dem Magazin Titanic die Satire zum Beruf machte und 2004 zu den Gründern der Satirepartei Die Partei zählte, verschwand Klaus Ludwig rasch wieder aus der Öffentlichkeit. Im Heilbronner Stadtmagazin Hanix vom März 2014 erinnerte Schmitt an den „Unsterblichen“, der damals bereits fünf Jahre tot war.

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