Pius Lipp (1883-1952) war Kunstmaler in Haßmersheim. Er verlor im Ersten Weltkrieg beide Beine. Der kriegsversehrte Künstler schuf eine große Zahl von Ansichten aus Haßmersheim, von der nahen Burg Hornberg und dem umgebenden Neckartal, außerdem auch viele Blumenbilder.
Die Forschungsarbeit zu diesem Lebensbild mit Werkübersicht geht auf den Haßmersheimer Heimatforscher Fritz Müßig zurück, der gemeinsam mit dem Freundeskreis Pius Lipp 2018 eine große Retrospektive zum Werk des Künstlers veranstaltet hat.
Leben
Er wurde am 25. März 1883 als Sohn einer um 1700 aus Tirol nach Haßmersheim gekommenen katholischen Handwerkerfamilie geboren und auf den Namen Johannes Josef Anton Pius Lipp getauft. Seine Eltern waren der Tüncher Josef Lipp (1836-1908) und dessen Frau Johanna geb. Haas (* 1841). Das Paar hatte erst 1878 geheiratet und bereits zwei 1879 und 1880 geborene Töchter. Zwei 1881 geborene Zwillingstöchter waren wenige Tage nach der Geburt gestorben. Auch Sohn Pius hatte noch ein Zwillingsschwesterchen, das jedoch ebenfalls jung starb. Die Mutter war ein Jahr darauf nochmals schwanger, aber auch dieses Kind starb.
Über seine Jugend ist nur wenig bekannt. Nach Besuch der Volksschule in Haßmersheim absolvierte er wohl beim Vater eine Malerlehre und besuchte danach die Gewerbeschule in Mosbach. 1904 war er erst für sechs Wochen auf Wanderschaft in Italien, danach zog es ihn als Malergehilfen nach Nürnberg. Dann ermöglichten die Eltern dem Sohn jedoch den Besuch der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. Anschließend studierte er fünf Jahre lang in Karlsruhe und danach noch ein Jahr in Stuttgart an der Kunstakademie und war während der Ferienzeiten des Studiums als Kirchenmaler tätig.
Unmittelbar nach Ende seiner Studienzeit brach der Erste Weltkrieg aus und Lipp wurde als Freiwilliger zum 1. Badischen Leibgrenadierregiment 109 eingezogen. Aus seiner Militärzeit in Frankreich 1915 haben sich einige kunstfertige Skizzen erhalten. Bei Kämpfen in Frankreich am 11. Januar 1916 wurde er schwer verwundet, woraufhin ihm im Reservelazarett in Vouziers beide Beine amputiert wurden. Im März 1916 wurde er nach Nürnberg verlegt, dann nach Heidelberg in die Obhut des aus Haßmersheim stammenden Chefarztes Dr. Wagner und schließlich in das Reservelazarett nach Ettlingen. In zwölf langwierigen Operationen konnten seine Beinstümpfe soweit versorgt werden, dass ihm mit Prothesen und Krücken wieder einige Schritte möglich waren. Hauptsächlich war er jedoch nun auf den Rollstuhl angewiesen.
Im Krankenhaus lernte Lipp die Rotkreuz-Schwester Hedwig Flaig (1893-1967) aus Villingen kennen und lieben. Sie war die Tochter eines Handwerkers. Ihr älterer Bruder war der Maler Waldemar Flaig (1892-1932).1
Als Lipp nach zweijähriger Behandlung 1918 aus dem Krankenhaus entlassen wurde, fand der Kriegsversehrte bald eine Anstellung als Zeichenlehrer am Lender-Gymnasium in Sasbach im Ortenaukreis. Dort besetzte er die Stelle des Zeichenlehrers Josef Ils, der 1916 bei Verdun gefallen war.
Am 12. August 1918 heirateten Pius Lipp und Hedwig Flaig in Villingen-Schwenningen. Im Juni 1919 wurde Sohn Walter geboren. 1921 zog die junge Familie nach Haßmersheim, wo 1922 der zweite Sohn Siegfried geboren wurde.
Wann genau sich der Maler sein eigenes Heim auf einem Ackergelände unweit des Elternhauses erbaut hat, ist unklar. Denn gegen Ende der 1920er Jahre lebten der Maler und seine Familie nochmals für drei Jahre in Freiburg im Breisgau. Sohn Walter besuchte ab 1929 das Progymnasium in Sasbach.
Spätestens ab den frühen 1930er Jahren war Lipp dann dauerhaft in Haßmersheim, wo er als Kunstmaler ein Auskommen gefunden zu haben scheint.
Aufgrund seiner starken Behinderung hatte er nur einen begrenzten Bewegungsradius, so dass er die meisten seiner Motive in der unmittelbaren Umgebung von Haßmersheim fand. Unzählige Male hat er Ansichten des idyllisch am Neckarufer gelegenen Dorfes sowie der am gegenüberliegenden Neckarufer aufragenden Burg Hornberg gemalt. Auch seine Abnehmer fand er größtenteils vor Ort, so dass sich viele seiner Bilder bis heute im Besitz von Haßmersheimer Familien und ihrer Nachkommen befinden. Lipp war im Ort gut vernetzt und war auch Mitglied im örtlichen Männergesangverein Germania, der ihn später zum Ehrenmitglied ernannte. Nicht nur für den Gesangverein, sondern für die gesamte Gemeinde dichtete Lipp den Text des Heimatliedes „Meine Heimat Haßmersheim“.
Mt den Verhältnissen des NS-Staates scheint sich Pius Lipp gut arrangiert zu haben. Er war Parteimitglied.2 Sohn Walter, der inzwischen ein Praktikum als technischer Zeichner bei Kolbenschmidt in Neckarsulm absolvierte, war zweimal in der Reichsseesportschule in Seemoos am Bodensee und begründete die Marine-Hitlerjugend in Haßmersheim.
1937 reichte Lipp einige Bilder zur ersten „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im Haus der Deutschen Kunst in München ein. Dass die Bilder dann auch ausgestellt wurden, lässt sich nicht nachweisen und ist eher unwahrscheinlich. Ungefähr zeitgleich mit der Münchner Ausstellung wurden unterdessen in Konstanz einige Bilder von Lipps Schwager Waldemar Flaig, der expressionistisch gemalt hatte, als „entartet“ beschlagnahmt und vernichtet.5 Lipp und sein Schwager, der ebenfalls schwere Verletzungen im Ersten Weltkrieg erlitten hatte und an deren Folgen 1932 verstorben war, hatten sich persönlich gut verstanden, auch wenn sie künstlerisch grundverschieden waren.6
Sohn Walter wurde bei Kriegsbeginn 1939 als Sanitäter zum Militär eingezogen. Er war anfangs an der Westfront, war am Angriff über die Deille und den Rhein-Marne-Kanal beteiligt und nahm an Schlachten an der Mosel und in den Vogesen teil. Er kam dann nach Polen, zurück zu den Besatzungstruppen in Frankreich und in die Niederlande. Ab 1941 war er im Krieg gegen Russland eingesetzt und nahm dort an zahlreichen Kämpfen teil. Im August 1943 wurde er bei einem Sanitätseinsatz in Zarzewo schwer verwundet. Er kam ins Lazarett von Elbing, wo er elf Wochen später in den Armen der Mutter starb. Er wurde am 14. November 1943 mit militärischen Ehren und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Haßmersheim beigesetzt. Der Vater gestaltete ein Grabkreuz aus Birkenholz mit Stahlhelm und Klappfenster mit Foto und den anrührenden Inschriften: „Wanderer mach’s Türchen auf – Erhöre lieber Himmelsvater / mich und das Vögelein / und führe diesen Krieger / zu Dir in Himmel ein. – Nun mach’s Türchen / wieder zu und gönne / mir die ewige Ruh“.
Der jüngere Sohn Siegfried Lipp (1922-1998) war bei der Handelsmarine, fuhr als Robbenfänger zur See und lebte später als Hafenarbeiter in Hamburg.
Pius Lipp starb am 12. April 1952 an einem Prostataleiden. Auf dem Totenschein wird als Todesursache „Vorsteherdrüsenentzündung“ und „Harnvergiftung“ genannt.
Seine Witwe blieb nach dem Tod des Malers nur noch kurze Zeit in Haßmersheim. Sie verkaufte 1955 das Wohnhaus in Haßmersheim und zog in ein Wohnheim nach Freiburg im Breisgau. Der Sohn Siegfried blieb kinderlos, so dass es keine direkten Nachkommen des Malers mehr gibt. Entfernte Verwandte des Malers und Träger des Namens Lipp leben bis heute weiterhin in Haßmersheim.
Werk
Bei der Betrachtung des Gesamtwerks von Pius Lipp dominieren die Landschaftsbilder aus seinen Wirkungsorten. Unzählige Male hielt er den Blick auf das Neckartal bei Haßmersheim, die Haßmersheimer Ortsmitte, den Schiffbauplatz in Haßmersheim und die nahe Burg Hornberg in Neckarzimmern im Bild fest. Auch aus der Ortenau und dem Schwarzwald hat er Motive gemalt. Daneben gibt es einige Gemälde aus der ländlichen Lebens- und Arbeitswelt, von Ackerleuten und Schäfern. Schließlich entstanden auch noch zahlreiche Blumenbilder, in deren Hintergrund manchmal die um Haßmersheim gelegenen Burgen aufragen. Die Neckarburgen bilden außerdem manchmal auch den Hintergrund von märchenhaften Bildern mit Zwergen.
Lipp hat wohl nur in den seltensten Fällen in der freien Natur gemalt. Vermutlich hat er nur Skizzen seiner Motive vor Ort erstellt und davon dann die Bilder im heimischen Atelier geschaffen. Etliche seiner Motive hat er vielfach wiederholt, wofür er in seiner Malerwerkstatt am ehesten Vorlagen verwahrt haben dürfte, die er auf Bestellung oder auf Vorrat reproduziert hat. Seine Darstellungen eines Schleppzugs auf dem Neckar oder die der Burg Hornberg sind jeweils in über einem Dutzend Wiederholungen bekannt.
Einige von den vorgenannten Motiven völlig abweichende Gemälde wie das eines Segelschiffes vor Helgoland, einige christliche Motive, mehrere Alpenlandschaften oder eine tropische Strandszene, sind wahrscheinlich als Auftragsarbeiten nach Fotografien oder als Kopien bestehender Gemälde entstanden. An als Gemälden ausgeführten Porträts sind nur sein Selbstbildnis und das Porträt des Sohnes Siegfried bekannt, so dass er Porträtbildnisse wahrscheinlich auch nur für den privaten Gebrauch innerhalb der Familie malte. Es sind auch einige Bleistiftskizzen mit Porträts der Söhne und seiner Frau bekannt.
Für die Ausstellung von 2018 konnten Informationen zu rund 150 Bildern des Malers zusammengetragen werden. Es ist die Rede davon, dass sein Gesamtwerk rund 500 Bilder umfassen könnte. Sein ältestes bekanntes Gemälde ist eine 1923 datierte Darstellung des Neckartals bei Böttingen. Sein letztes Bild ist das 1951 entstandene Bild der „Waldweihnacht“. Sein größtes Bild war ein Gemälde mit den Maßen 190 x 160 cm für das Trauzimmer des Haßmersheimer Rathauses.
Lipp ist ein genauer Betrachter seiner Umgebung. Auf seinen Bildern mit Heimatmotiven gibt er den Ort Haßmersheim und die Burg Hornberg deutlich erkennbar und detailreich wieder. Auf den Ortsansichten und Landschaftsbildern heben sich einzelne Häuser, Büsche und Bäume klar voneinander ab. Die Szenerie ist manchmal von Tieren oder auch einzelnen Menschen belebt. Der Maler versäumt auch nicht, mit allgegenwärtigen Dampfkähnen und Schleppzügen auf dem Neckar oder den etwas außerhalb von Haßmersheim in den Himmel ragenden Schornsteinen des Reichsschwefelwerkes die im idyllischen und mit seinen Burgen ansonsten fast mittelalterlich wirkenden Neckartal inzwischen eingezogene Moderne abzubilden.
Seine Bilder sind meist undatiert, aber über die Bildinhalte lässt sich wenigstens darüber urteilen, wann die Vorlagen der Gemälde entstanden sein müssen. So ist der Neckar auf Lipps Bildern meist noch nicht kanalisiert, verkehren darauf noch die dampfbetriebenen Kettenschleppschiffe, die Lastkähne von Mannheim nach Heilbronn ziehen, und quert in Haßmersheim noch die alte Gierfähre den Fluss. All dies änderte sich mit der Kanalisierung des unteren Neckars. Ab 1925 ersetzten Schraubendampfschlepper die Kettenschiffe und 1936 wurde die Fähre in Haßmersheim von einer Gierseilfähre auf eine Kettenfähre umgestellt. Im Vorfeld der Neckarkanalisierung gab es verschiedenlich Aufrufe an Fotografen und Künstler, möglichst viele Darstellungen des Neckartals zu schaffen, da man fürchtete, dass der Charakter der Landschaft mit der Kanalisierung verloren gehen könne. Möglicherweise hat sich Pius Lipp dadurch verstärkt berufen gefühlt, seine Heimat im Bild festzuhalten, die sich aufgrund der das gesamte Neckartal betreffenden massiven Kanalbaumaßnahmen bald verändern würde.
Die künstlerischen Strömungen der Moderne waren Lipp nachweislich des größten Teils seiner Bilder fremd. Während sich viele Maler bemühten, in ihren Bildern Stimmungen einzufangen oder die Landschaft in einem wie beläufig erhaschten Blick festzuhalten und damit eine metaphysische Bedeutungsebene zu schaffen, sieht man Lipps Motivauffassung deutlich an, dass er stets bemüht war, mit seinen bescheidenen Mitteln einen dokumentarischen Blick auf eine in fröhlichen Farben ausgeleuchtete Szenerie darzustellen, die trotz Gänsescharen, rauchenden Kaminen und fahrenden Schiffen doch immer nur statisch wirkt.
Da keine Bilder aus seinen Studienjahren bekannt sind, lässt sich über seine frühe künstlerische Entwicklung nur spekulieren. Bereits die Eltern müssen das künstlerische Talent des Sohnes bemerkt haben, da man es nicht wie bei Vater und Großvater bei der rein handwerklichen Ausbildung zum Maler und Anstreicher beließ, sondern dem Sohn eine Fortbildung auf den Kunstschulen in Karlsruhe und Stuttgart ermöglichte. Die Bleistiftskizzen aus seiner Armeezeit 1915 als früheste erhaltene Werke des Malers zeigen einen genauen Beobachter, der mit energischem Strich seine Umgebung im Bild festzuhalten weiß und der sicher in Perspektive und Proportionen ist.
Nach dem Ersten Weltkrieg stellt sich Lipps künstlerisches Werk plötzlich anders dar. Bei einer Ausstellung in Heidelberg im Oktober 1919 wird er mit Hinweis auf sein Versehrtenschicksal als „Pforzheimer Porträtist“ bezeichnet, der sich an der Ausstellung mit einem Stillleben beteiligte.8 Die Kirchenmalerei der Vorkriegszeit und die Landschaftsskizzen der Kriegsjahre schienen vergessen.
Dass seine schwere Kriegsverletzung 1916 eine Zäsur seiner künstlerischen Entwicklung bedeutete, zeigt auch der Vergleich der Bleistiftskizzen von 1915 mit seinem ältesten erhaltenen Gemälde von 1923, einem Blick durchs Neckartal zur Burg Guttenberg. Mit vielen kurzen zaghaften Strichen modelliert Lipp das Wellenspiel des Neckars und die Vegetation der umliegenden bewaldeten Hänge. Dem Bild ist kaum anzusehen, dass der Maler eine mehrjährige akademische Ausbildung genoss und selbst schon als Kunstlehrer tätig war. Es wirkt unbeholfen und unsicher, wie das Werk eines Schülers oder eines Laienmalers.
Mindestens unter dem Druck dessen, von seiner Kunst leben und seine Familie ernähren zu müssen, hat Pius Lipp dann wohl doch bald wieder zu einem sicheren Malstil gefunden, der dann zu der Masse an stets detailreich wiederholten Heimatmotiven geführt hat, die sich heute noch nachweisen lassen. Zwar heisst es, dass sich sein künstlerischer Ansatz grundlegend von dem seines 1932 verstorbenen expressionistisch malenden Schwagers Waldemar Flaig unterschieden hätte, unter Lipps nachweisbaren Werken sind aber auch einige wenige, in denen er statt auf kleinteilige feine Malerei auf grobe Pinselzüge setzt und sich womöglich doch hin und wieder auch mit expressionistischer Malerei befasst haben könnte. Vielleicht handelt es sich aber auch nur um Pinselskizzen, die der Maler nicht zu Verkaufszwecken anfertigte, sondern um die Farbwerte einer bestimmten Tageszeit zur späteren Anwendung auf anderen Motiven festzuhalten.
Jedenfalls liegt die Hauptschaffensphase von Pius Lipp in der Zeit des Nationalsozialismus, als moderne oder avantgardistische Kunst verpönt waren. Der Maler scheint sich aber auch nicht dem NS-Zeitgeschmack angebiedert zu haben. Weder die zur Weihnachtsausstellung Heidelberger Künstler 1934 eingereichten Motive „Waldweihnacht“ und „Schwarzwaldhaus“9 noch die Ansicht von Buchholz bei Freiburg bei der Weihnachtsausstellung im Folgejahr10 scheinen den Anspruch erfüllen zu können, den die Kunst der Ideologie von „Blut und Boden“ hatte. Auch seine beiden zur NS-Kunstausstellung 1937 eingereichten Bilder, die einen kontemplativ ruhenden und in die Ferne blickenden alten Schäfer sowie einen nach der Feldarbeit mit seinen Pferden ermüdet das zum Feierabend rufende Abendläuten vernehmenden Bauer zeigen, verkörpern mit ihren Motiven nicht die Härte und Manneskraft, die man in der NS-Kunst sonst plakativ darzustellen trachtete.
Die Abnehmer seiner Bilder waren dem bisherigen Kenntnisstand nach hauptsächlich angesehene oder alteingesessene Familien aus Haßmersheim. Nicht nur der Bürgermeister und Ortschronist Martin Schmitt, der Gemeinderechner Willi Heck, der Ratsdiener Otto Schumacher, der Oberlehrer Karl Vath, der Volksbank-Filialleiter Theo Scheurig oder der örtliche Zahnarzt Franz Maier erwarben Bilder von Lipp, auch viele Schifferfamilien, Handwerker und Landwirte zählten zu den Kunden des Malers. In einigen Fällen ist noch bekannt, dass Lipp sich mit Bildern für Dienstleistungen revanchierte oder sie in der Nachkriegszeit gegen Kartoffeln vom Bauern eintauschte. Die Gesamtzahl seiner Bilder dürfte etwa 500 betragen. Die allermeisten der heute noch nachweisbaren ca. 150 Gemälde des Malers waren ursprünglich im Besitz von etwa 50 Haßmersheimer Haushalten. Der Heimatforscher Fritz Müßig wies außerdem darauf hin, dass die Käufer der Bilder meist auch ähnlich alt wie der Maler waren.11
Da Pius Lipp fast nur in Haßmersheim tätig war und sein Werk auch von Motiven von dort bestimmt wird, wurde er überregional praktisch nicht wahrgenommen. Eine kunstwissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinen Werken blieb daher auch vollkommen aus. Möglicherweise haftete dem Maler aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft, seinem in der örtlichen HJ engagierten Sohn und seinen 1937 zur NS-Kunstschau nach München eingereichten Bildern auch ein gewisser politischer Beigeschmack an, so dass sich die Gemeinde mit der Wahrung seines Andenkens etwas schwertat.12 Letztlich waren es hauptsächlich Vereine wie der Männergesangverein, bei dem Lipp Ehrenmitglied war, oder der Odenwaldklub, aus dessen Reihen sich ein „Freundeskreis Pius Lipp“ bildete, die sich um die Erinnerung an den Maler bemühten.
1974 fand im Haus Kickelhain in Mosbach eine von den Mosbacher Städtischen Sammlungen initiierte Gedächtnisausstellung mit etwa 30 Gemälden von Pius Lipp statt. 1983 wurden aus Anlass des 100-jährigen Geburtstages des Malers in der Friedrichschule in Haßmersheim 50 seiner Bilder gezeigt. 2018 gab es im Dorfgemeinschaftshaus in Haßmersheim unter Federführung des Odenwaldklubs eine erneute Gedächtnisausstellung, danach verblieb dort eine kleine Dauerausstellung.
Zur Ausstellung 2018 hat der Haßmersheimer Heimatforscher Fritz Müßig eine über 250 Seiten umfassende Materialsammlung zu Pius Lipp zusammengestellt, die viele zuvor unveröffentlichte Gemälde und eine Fülle von genealogischen und heimatgeschichtlichen Informationen enthält. Leider hat man es versäumt, die Informationen durchgängig aufzubereiten, die nachweisbaren Gemälde übersichtlich darzustellen und sie kunstwissenschaftlich einzuordnen. So ist im Nachgang der Ausstellung von 2018 nur ein unstrukturiertes 261-seitiges PDF-Dokument auf der Website der Gemeinde Haßmersheim zu finden. Mit unserer Darstellung von Leben und Werk des Malers, die im Wesentlichen auf der Datensammlung von Fritz Müßig aufbaut, möchten wir dessen Arbeit honorieren und fortschreiben, und hoffen, damit die Informationen über den Heimatmaler Pius Lipp aus Haßmersheim in eine kompaktere zeitgemäße Form zu überführen und sein Werk anschaulich begreifbar machen zu können.
Werk in der Kunstsammlung Schmelzle
Weitere nachweisbare Werke des Malers
Literatur
* Fritz Müßig: Unser Heimatmaler Pius Lipp, Materialsammlung zur Ausstellung des Odenwaldklubs in Haßmersheim 2018 (abrufbar auf der Website der Gemeinde Haßmersheim als PDF)
Einzelnachweise
- Mehr zu Waldemar Flaig unter https://www.waldemarflaig.de
- Dorfchronist Schmitt nennt ihn „PG“ (Parteigenosse), vgl. Müßig 2018, S. 63.
- Abb. bei Müßig 2018, ohne Nr. in dessen Werkverzeichnis.
- Abb. bei Müßig 2018, ohne Nr. in dessen Werkverzeichnis.
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion “Entartete Kunst”, Forschungsstelle “Entartete Kunst”, FU Berlin.
- Vgl. hierzu schriftliche Unterlagen von Lipps Witwe Hedwig, zitiert bei Müßig 2018, S. 42.
- Abb. bei Müßig 2018, S. 39.
- Badische Post – Heidelberger Zeitung, Nr. 250, 27. Oktober 1919, Seite 2. (Digitalisat)
- Heidelberger Volksblatt, 7. Dezember 1934, S. 3-4. (Digitalisat)
- Heidelberger Volksblatt, 30. November 1935, S. 3. (Digitalisat)
- Müßig 2018, S. 233.
- Noch 2018 bemängelte Müßig in seiner Materialsammlung zur Lipp-Ausstellung die sehr zurückhaltende Unterstützung der Gemeinde Haßmersheim.
- Müßig 2018, Nr. 121.
- Anbieter: Kunsthandlung Thomas Leon Heck, Dusslingen. Preis 380 EUR. Ebay-Artikelnr. 265632566642.
- Müßig 2018, Nr. 17.
- Müßig 2018, Nr. 52.
- Müßig 2018, Nr. 63.
- Müßig 2018, Nr. 124.
- Müßig 2018, Nr. 118.
- Müßig 2018, Nr. 136.
- Müßig 2018, Nr. 105.
- Müßig 2018, Nr. 20.
- Müßig 2018, Nr. 02.
- Müßig 2018, Nr. 143.
- Müßig 2018, Nr. 112.
- Müßig 2018, Nr. 50.
- Müßig 2018, Nr. 23.
- Müßig 2018, Nr. 91.
- Müßig 2018, Nr. 29.
- Müßig 2018, Nr. 93.
- Müßig 2018, Nr. 40.
- Müßig 2018, Nr. 25.
- Müßig 2018, Nr. 51.
- Müßig 2018, Nr. 28.
- Müßig 2018, Nr. 92.
- Müßig 2018, Nr. 139.
- Müßig 2018, Nr. 72.
- Müßig 2018, Nr. 15.
- Müßig 2018, Nr. 18.
- Müßig 2018, Nr. 55.
- Müßig 2018, Nr. 97.
- Müßig 2018, Nr. 79.
- Müßig 2018, Nr. 38.
- Müßig 2018, Nr. 73.
- Müßig 2018, Nr. 60.
- Müßig 2018, Nr. 110.
- Müßig 2018, Nr. 59.
- Müßig 2018, Nr. 126.
- Müßig 2018, Nr. 67.
- Müßig 2018, Nr. 85.
- Müßig 2018, Nr. 64.
- Müßig 2018, Nr. 65.
- Müßig 2018, Nr. 48.
- Müßig 2018, Nr. 119.
- Müßig 2018, Nr. 87.
- Müßig 2018, Nr. 94.
- Müßig 2018, Nr. 95.
- Müßig 2018, Nr. 120.
- Müßig 2018, Nr. 114.
- Müßig 2018, Nr. 26.
- Müßig 2018, Nr. 138.
- Müßig 2018, Nr. 75.
- Nicht bei Müßig 2018.
- Müßig 2018, Nr. 69.
- Müßig 2018, Nr. 74.
- Müßig 2018, Nr. 125.
- Müßig 2018, Nr. 45.
- Müßig 2018, Nr. 42.
- Müßig 2018, Nr. 96.
- Müßig 2018, Nr. 109.
- Müßig 2018, Nr. 70.
- Müßig 2018, Nr. 46.
- Müßig 2018, Nr. 116.
- Müßig 2018, Nr. 86.
- Müßig 2018, Nr. 111.
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