Philipp Füßler (1902-1996) war Malermeister in Groß-Umstadt. Er war jeher künstlerisch tätig und konnte sich nach dem Ende seines Berufslebens in den späten 1960er Jahren noch etliche Jahre der Malerei widmen. Er schuf zahlreiche Landschaftsgemälde und Porträts, aber auch Stillleben und Aktgemälde.
Leben
Philipp Füßler wurde am 24. Juni 1902 als zweiter Sohn des Weißbindermeisters Balthaser Füßler (1870-1924) und der Katharina Füßler (1873-1951) in Groß-Umstadt geboren.
Er verbrachte eine behütete Kindheit und führte ab den frühen 1920er Jahren die Weißbinderwerkstatt (Anstreicherwerkstatt) des Vaters fort. Ende 1931 heiratete er Margarete Wolf. Der Ehe entstammten zwei Kinder.
Im Einwohnerbuch des Kreises Dieburg von 1938 wird Philipp Füßler als Weißbindermeister in der Adolf-Hitler-Str. 52 genannt. Im selben Haus, das sich seit 1900 im Besitz der Familie befand, wohnte auch noch die verwitwete Mutter.1
1941 wurde Philipp Füßler zum Kriegsdienst einberufen. Nach achtwöchiger Ausbildung in Hannover wurde er zunächst als Funker in Frankreich eingesetzt, war dann vermutlich als Angehöriger der Nachrichtenabteilung 216 von Ende 1941 bis Ende 1943 in Russland und 1944 wieder in Frankreich.2 Nach dem Krieg war er in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Anschließend kehrte er nach Groß-Umstadt zurück, wo er weiter seinen Malerbetrieb führte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Adolf-Hitler-Straße in Wilhelm-Leuschner-Straße umbenannt, so dass Füßler 1950 in der Leuschnerstraße 52 firmierte.3 Später erhielt die Malerwerkstatt nochmals eine neue Adresse: Georg-August-Zinn-Straße 41.4
Nachdem er mit Erreichen des Rentenalters Ende der 1960er Jahre seine Malerwerkstatt geschlossen hatte, blieb dem rüstigen Senior viel Zeit, sich nun ganz seinen vielfältigen Hobbies zu widmen. Neben der vorherrschenden Malerei interessierte er sich für den Bau und die Restaurierung von Möbeln, für die Holzschnitzerei, für den Instrumentenbau und vieles mehr. Er überlebte seine Frau um neun Jahre und starb am 18. Mai 1996 im Alter von 94 Jahren in Groß-Umstadt.
Sein jüngerer Bruder war der Drucker und Verleger Georg Füßler (1905-1971), der nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweilig als Bürgermeister von Umstadt eingesetzt war und sich auch als Heimatforscher betätigte. Gemeinsam mit Georg zählte Philipp Füßler 1921 zu den Gründern des Wander- und Musikvereins „Frohsinn“, der 1971 noch sein 50-jähriges Jubiläum feiern konnte, sich aber bald nach dem Tod von Georg Füßler im August 1971 auflöste.5
Künstlerisch tätig war Philipp Füßler jeher gewesen. Eines seiner frühesten Bilder ist ein Stillleben aus dem Jahr 1926. Selbst im Kriegsdienst in Russland fand er in Kampfpausen die Zeit, Bilder zu malen und sogar zwei handgefertigte Bilderbücher für seinen Sohn Peter zu gestalten.6
Philipp Füßler schuf zahlreiche Landschaftsbilder aus dem Umstädter Land und dem Odenwald, außerdem malte er Porträts und Blumenstillleben. Aus seinen späten Jahren stammen außerdem mehrere Aktgemälde.
Viele seiner Gemälde befinden sich bis heute im Besitz der Nachfahren. Vereinzelt erscheinen aber auch Gemälde auf dem Kunstmarkt. 2018 wurde eine gemalte Ernteszene von Füßler im Kunsthandel angeboten.
Zu Füßlers 100. Geburtstag 2002 ließ einer seiner Nachfahren eine Folge von sieben farbigen Drucken mit Motiven aus dem Odenwald herstellen. Die Auflage betrug etwa 1000 Exemplare. Diese Bildfolgen oder einzelne Exemplare daraus werden gelegentlich auch im Kunsthandel angeboten.
Werk in der Kunstsammlung Schmelzle
Werke von Philipp Füßler im Kunsthandel und in Privatbesitz
Einzelnachweise
- Einwohnerbuch für den Kreis Dieburg, Ausgabe 1938, S. 101. (online)
- Detaillierte Angaben zum Kriegsdienst von Philipp Füßler machte sein Urenkel im April 2022 bei forum-der-wehrmacht.de.
- Einwohnerbuch Kreis Dieburg 1950, S. 125. (online)
- Zifferblatt ist vergoldet, doch die Uhr steht still, in echo-online.de, 15.11.2018
- https://www.peterfuessler.de/der-wander-und-musikverein-frohsinn/
- Email seines Sohns Peter Füßler an Kunstsammlung Schmelzle, 18. Mai 2019.