Otto Jung

Otto Jung (1867-1935) war schwäbischer Landschafts- und Porträtmaler. Er war verheiratet mit der Malerin Bertha Malzacher (1866-1931). Das Künstlerpaar lebte in Stuttgart.

Er wurde am 28. März 1867 in Ostdorf bei Balingen als Sohn eines Bauwerkmeisters geboren. Die Familie zog bald darauf nach Böhmen, wo der Vater im Eisenbahnbau tätig war. 1874 kehrte die Familie nach Stuttgart zurück, wo Otto Jung das Realgymnasium und für eine Lehre als Holzschneider die Würtembergische Kunstgewerbeschule besuchte. Gegen den Willen der Eltern wechselte er 1889 an die Königliche Kunstschule, um sich um Kunstmaler ausbilden zu lassen. Dort lernte er die etwas ältere Kunststudentin Bertha Malzacher (1866-1931) kennen, die ihm anfangs als Mentorin diente und die ihn zum Wechsel nach Karlsruhe bewog, mit der er sich 1894 verlobte und die er 1898 heiratete. Das Paar kehrte nach Abschluss des Studiums nach Stuttgart zurück und teilte sich ein Atelier an der Werastraße. Jung unterrichtete privat Malklassen und beteiligte sich an Ausstellungen im Württembergischen Kunstverein und im Münchner Glaspalast. Seine Gattin gehörte zu den Gründerinnen des Württembergischen Malerinnenvereins.

Dem Paar wurden 1899, 1901 und 1904 Kinder geboren. Nach mehreren Umzügen innerhalb Stuttgarts erwarb die Familie schließlich im Norden der Stadt ein Haus. Mit der Geburt der Kinder endete zunächst die künstlerische Laufbahn von Bertha Malzacher-Jung, die sich mehr und mehr in der Mutterrolle fand, während Otto Jung die Familie mit seiner Kunst allein ernähren musste.

Sein Auskommen fand der Maler primär mit Auftragsarbeiten als Porträtist, die ihm oftmals seine beiden wohlhabend in der Industriestadt Ebingen auf der Schwäbischen Alb verheirateten Schwestern vermittelten. In späteren Jahren hatte Jung auch Kontakte zur großbürgerlichen Gesellschaft im hessischen Gießen, wo er sich immer wieder längere Zeit aufhielt.

Hatte die Ehe bereits unter den wirtschaftlichen Zwängen, der häufigen Abwesenheit Jungs zur Anbahnung und Ausführung von Auträgen und dem Ende der künstlerischen Laufbahn seiner Frau gelitten, so gerieten die Jahre des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden Inflation vollends zu Krisenjahren. Bertha Malzacher-Jung wurde körperlich und geistig krank und verbrachte längere Zeit in einer Nervenheilanstalt. Dort fand sie zwar nach 15-jähriger Unterbrechung wieder zur Malerei zurück, aber weder konnte sie zur Moderne aufschließen, noch wurde sie wieder vollends gesund. Sie starb 1931.

Selbstbildnis von Otto Jung, Privatbesitz.

Otto Jung zog sich nach dem Ersten Weltkrieg am liebsten in die ländliche Abgeschiedenheit zurück, wo vermehrt Landschaftsbilder als freie Arbeiten entstanden. Er starb am 28. August 1935 in Stuttgart.

Die Urenkelin Tanja Warring hat 2022 eine Biografie des Künstlerpaares veröffentlicht.1

Werk in der Kunstsammlung Schmelzle

Inv. Nr. 2021.015: Schmeienhöfe bei Frohnstetten, dat. 1924

Weitere nachweisbare Werke

Schmeienhöfe bei Frohnstetten, dat. 1922
Schmeienhöfe bei Frohnstetten, dat. 1930
Schmeienhöfe bei Frohnstetten, dat. 1934
Wieseck bei Gießen, Aquarell, dat. 1910. Kiefer Buch- und Kunstauktionen, Pforzheim, 20. Juni 2009, Lot 4408.2
Männerbildnis, dat. 1923. Antiquitäten Metz, Heidelberg, 8. Dezember 2012, Lot 411.3
Bildnispaar, dat. 1923. Auktionshaus Mehlis, Plauen, 21. November 2021, Lot 4512.4

Einzelnachweise

  1. https://www.buergerleben.com/zwischen-belle-epoque-und-neuer-zeit-das-kuenstlerpaar-bertha-malzacher-jung-und-otto-jung/
  2. https://www.invaluable.com/auction-lot/jung-otto-1867-ostdorf-balingen-1966-4408-c-03c08f69a4
  3. https://www.invaluable.com/auction-lot/otto-jung-1867-1966-herrenportrait-oel-lw-411-c-21bbc94549
  4. https://www.invaluable.com/auction-lot/otto-jung-paar-bildnisse-4512-c-2db4ff2946