Max Walther

Max Walther (1856-1956) war Kunstmaler in Frankfurt/Main. Er war als Dekorationsmaler für die Frankfurter Schauspiel- und Opernhäuser tätig.

Er ist nicht identisch mit dem gleichnamigen Münchner Maler Max Walther (1856-1910), dem die Werke des Frankfurter Malers im Kunsthandel trotz unpassender Lebensdaten meist zugeschrieben werden.

Leben

Max Friedrich Leopold Walther wurde am 30. Juli 1856 als Sohn des sächsischen Hoftheatermalers Hermann Walther in Dresden geboren. Er war von 1874 bis 1877 Malergehilfe am Hoftheater Dresden, von 1877 bis 1880 Malergehilfe am Hoftheater München und vom 1. September 1880 bis 31. August 1926 Obermaler der Städtischen Bühnen in Frankfurt. Die Eröffnungsvorstellung des Frankfurter Opernhauses fand am 20. Oktober 1880 statt. Als ersten Bühnenbildner hatte man Waldemar Knoll engagiert, dessen Nachfolger nach wenigen Jahren Max Walther wurde. Walther war 46 Jahre lang an der Frankfurter Oper tätig und wurde zum 1. September 1926 in den Ruhestand versetzt. Zur Pensionierung steht in einem Zeitungsartikel, dass er eines Tages im Büro eine Formalität erledigen und dabei seinen Geburtstag nennen musste. Darauf wurde ihm gesagt, es könne doch nicht stimmen, dass er schon 70 sei, weil er noch so jung wirkte, und dass er schon fünf Jahre lang pensioniert sein müsse. Er starb am 4. Juli 1956 im Alter von fast 100 Jahren in seiner Wohnung.1

Er erscheint in den Frankfurter Adressbüchern erstmals 1883 als Maler in der Frankfurterstraße 7 in Frankfurt-Bockenheim.2 Im Adressbuch von 1884 erscheint er als Theatermaler in der Ausstraße 57 in Frankfurt-Bockenheim,3 wo er auch noch im Folgejahr gemeldet war. Im Adressbuch von 1886 taucht er nicht auf. 1888 und 1889 ist er als Maler in der Falkstraße 48 in Frankfurt-Bockenheim gemeldet.4 Im Adressbuch von 1890 erscheint er als Maler in der Frankfurterstr. 15 in Frankfurt-Bockenheim.5 1893 erscheint er als Decorationsmaler in der Keplerstraße 37.6 1894 wird er als Dekorationsmaler in der Wielandstraße 59 gelistet.7 Im Adressbuch von Frankfurt a.M. von 1895 und 1896 erscheint er als „Decorationsmaler“ in der Stalburgstr. 27.8 1897 war er zurück in die Keplerstraße 37 gezogen,9 wo er kommenden fünf Jahrzehnten bleiben würde. Praktisch alle genannten Wohnadressen liegen im Umkreis von etwa einem Kilometer um das Opernhaus, das Walthers Hauptwirkungsort war. In Mahlau’s Frankfurter Adressbuch von 1900 erscheint er als „Kunstmaler“ in der Keplerstr. 37.10 Im Neuen Theater-Almanach für das Jahr 1904 wird Max Walther als „Chef des Malerpersonals beider [Frankfurter] Häuser“ bezeichnet.11 Im Adressbuch von Frankfurt 1905 erscheint er als „Maler d. vereinigten Stadttheater” in der Keplerstr. 37.12 Ebenso 191013 und 1915.14 Im Adressbuch von 1919 erscheint er als „Maler“ an derselben Adresse.15 1924 wird er „Kunstmaler u. Maler d. Frankf. Oper“ genannt.16 1930 erscheint er nur noch als „Kunstmaler“,17 1935 als Maler.18 Ab 1936 erscheint er als Pensionär.19 Im letzten digital einsehbaren Frankfurter Adressbuch aus dem Jahr 1943 ist er weiterhin an derselben Adresse in der Keplerstraße als Pensionär gelistet.20 Zuletzt hatte er seine Wohnung im Oederweg 146, wo er 1956 auch starb.

Er war verheiratet, die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tod seiner Frau kümmerste sich deren 15 Jahre jüngere und inzwischen ebenfalls verwitwete Schwester Marie Heinrich geb. Küchler um den Maler, die er dann auch zu seiner alleinigen Erbin einsetzte.

Traueranzeige für Max Walther.
Testament von Max Walther, aufgesetzt 1951.21

Seine Bühnenbilder wurden in der Frankfurter Zeitung vielfach im Rahmen der Besprechungen von Aufführungen der Frankfurter Häuser erwähnt, auch wenn er dort zumeist nur Entwürfe von anderen Künstlern ausführte. Bei der Erstaufführung der Oper „Iris“ von Luigi Illica im Jahr 1899 hieß es: „Die Regie des Herrn Krähmer, die von den Damen Belsont, Samsa und Reisinger ausgeführten Geisha-Tänze und die neuen Dekorationen der Herren Max Walther und Herm. Burghart haben zur freundlichen Aufnahme des Werkes sicher auch mit beigetragen.“22 1901 war anlässlich der Aufführung von vier Einaktern, darunter „Mandanika“ von Gustav Lazarus, am Opernhaus sogar zu lesen, wie Max Walthers Bühnenbild eine etwas schwach geratene musikalische Darbietung zu retten vermochte: „Wenn die Musik an einer anderen Stelle das zauberhafte Erblühen des Goldasokabaumes im Garten des indischen Königs zu malen unternimmt, so kommt das freilich unseren durch die exotische schwüle Pracht von Goldmarcks „Sakuntala“ u.A. verwöhnten Ohren etwas zahm vor. Der Baum, welcher durch sein Blühen der vom König geliebten Bajadere (die eigentlich eine Prinzessin ist, wie sich am frohen Beschluß herausstellt) das Zeugnis der Echtheit und Lauterkeit ausstellt, nahm sich eigentlich in der durch Herrn Max Walther besorgten malerischen Schilderung noch stattlicher aus, als in der Schilderung der Töne.“23 Auch später fanden seine Bühnenbilder noch oft Erwähnung. So schrieb die Frankfurter Zeitung anlässlich der Aufführung von Glucks „Alkeste“ im Frankfurter Opernhaus im September 1918: „Die von F. R. Delavilla mit feinem Stilgefühl entworfenen, von Max Walther ausgeführten schlichten und doch ausdruckskräftigen Bilder gaben den passenden szenischen Rahmen“.24 Im Dezember 1918 las man anlässlich der Aufführung von Weihnachtsmärchen im Opernhaus: „Brügmann erfand hierzu unter der Mithilfe Oberinspektors Schmitt und Obermalers Max Walther ein Vor- und Nachspiel, die der Phantasie aller Beteiligten viel Ehre und den Kindern ganz besondere Freude machten.“25

Zeitungsbericht zum 97. Geburtstag.
Zeitungsbericht zum 99. Geburtstag von Max Walther.

Werk in der Kunstsammlung Schmelzle

Inv. Nr. 2020.058: Neckartal bei Dilsberg, 50 x 60 cm, Lwd., signiert und datiert “Max Walther (19)19”.

Weitere nachweisbare Werke

Motiv aus Ober-Prechtal i.B. Schwarzwald, 50,5 x 65,5 cm, Lwd., signiert und dat. 1913. Antiquitäten Metz, Heidelberg, 18. Juni 2021, Lot 937. Rückseitig beschriftet “Max Walther Frankfurt a./M.”, dennoch irrtümlich dem Münchner Max Walther (1856-1910) zugeschrieben.26 Das Bild war im Juni 2023 im Angebot bei ebay.de und wurde dort weiterhin dem Münchner Max Walther zugeschrieben, dessen Todesdatum man nun auf 1923 verlegt hatte, damit die Datierung des Bildes zu seinen Lebensdaten passt.27
Schwarzwaldhof, 27 x 41 cm, Lwd., signiert “Max Walther”. Auktionshaus Oberursel, 24. Januar 2015, Lot 56. Startgebot 200 EUR. Irrtümlich Max Walther (1856-1910) zugeschrieben.28
Mühle, 36 x 51 cm, Lwd., signiert “Max Walther p.”. Henry’s, Mutterstadt, 29. Dezember 2021, Lot 6233. Zugeschrieben Max Walther (1856-1910).29
„Die Marina Grande von Capri“, 50 x 60 cm, Lwd., signiert “Max Walther (19)42”. War 2017 im Angebot bei ebay.de (Artikelnr. 391478942191), blieb für den Startpreis von 248 EUR unverkauft.
Königsee, 70 x 100 cm, signiert “Max Walther (19)42”. War Ende 2022 im Angebot bei Ebay Kleinanzeigen (Anzeigen-ID 2294609504), VHB 335 EUR.
Alte Brücke in Frankfurt am Main, signiert “Max Walther” und dat. (19)20. Privatbesitz.
Selbstbildnis als 20-jähriger, 60 x 48 cm. Privatbesitz.30

Einzelnachweise

  1. Für Auskünfte zu den Lebensdaten des Malers danken wir herzlichst Sigrid Kämpfer vom Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main. Außerdem danken wir Gudrun Wache für die Zusendung von Dokumenten zu Leben und Werk des Malers.
  2. Adressbuch von Frankfurt a.M. 1883, S. 532.
  3. Adressbuch von Frankfurt a.M. 1884, S. 537.
  4. Adressbuch von Frankfurt a.M. 1888, S. 589.
  5. Adressbuch von Frankfurt a.M. 1890, S. 658.
  6. Adressbuch von Frankfurt a.M. 1893, S. 766.
  7. Adressbuch von Frankfurt a.M. 1894, S. 794.
  8. Adressbuch von Frankfurt a.M. 1895, S. 800.
  9. Adressbuch von Frankfurt a.M. 1897, S. 794.
  10. Mahlau’s Frankfurter Adressbuch 1900, S. 403.
  11. Neuer Theater-Almanach XV, 1904, S. 339.
  12. Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung 1905, Teil I, S. 367.
  13. Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung 1910, Teil I, S. 439.
  14. Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung 1915, Teil I, S. 539.
  15. Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung 1919, Teil I, S. 529.
  16. Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung 1924, Teil I, S. 578.
  17. Amtliches Frankfurter Adressbuch 1930, Teil I, S. 778.
  18. Amtliches Frankfurter Adressbuch 1935, Teil I, S. 741.
  19. Amtliches Frankfurter Adressbuch 1936, Teil I, S. 749.
  20. Frankfurter Adressbuch mit Umgebung 1943, Teil I, S. 768.
  21. Frdl. Mitteilung von Gudrun Wache, Oktober 2023.
  22. Frankfurter Zeitung, Zweites Morgenblatt, 27. September 1899.
  23. Frankfurter Zeitung, Zweites Morgenblatt, 28. Februar 1901.
  24. Frankfurter Zeitung, Abendblatt, 24. September 1918.
  25. Frankfurter Zeitung, Abendblatt, 14. Dezember 1918.
  26. https://www.lot-tissimo.com/de-de/auction-catalogues/metz/catalogue-id-antiqu8-10012/lot-df050dd0-86d3-4e24-bde3-ad3b017678cc#lotDetails
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  29. https://www.invaluable.com/auction-lot/max-walther-1856-dresden-1910-view-of-a-mill-6233-c-0ef4bfe92f?objectID=166963990&algIndex=undefined&queryID=08e036486b4baf06081750cce53adfb6
  30. Frdl. Mitteilung von Gudrun Wache, Oktober 2023.