Hedwig Klinge

Anna Hedwig „Hede“ Klinge (1895-1980) war Malerin und Grafikerin in Berlin, die hauptsächlich Kinder- und Blumenbilder malte. Ihre Motive wurden auch als Postkarten verbreitet. Sie war verheiratet mit dem Grafiker Fritz Neumann (1897-1984).

Sie wurde am 21. September 1895 geboren und absolvierte kurz vor oder noch während des Ersten Weltkriegs eine Ausbildung in einer Kunstschule, wo sie den ungefähr gleichaltrigen Fritz Neumann kennenlernte, den sie am 2. Mai 1925 heiratete. Vor der Hochzeit hatte sie in der Alten Schönhauser Straße 61 gelebt, ihr Mann in der Lettestraße 1. In der Heiratsurkunde werden für die Eheleute die Berufe „Zeichner“ bzw. „Zeichnerin“ angegeben. Auch die beiden Trauzeugen waren Kunstgewerbler.1

Ihr Mann leitete ein Reklameatelier und machte sich 1930 als Maler und Grafiker in der Gartenfelder Straße 132h in Berlin-Spandau selbstständig. Zur NS-Zeit waren wohl beide Eheleute Mitglieder der Reichskammer der bildenden Künste.2

Während ihr Mann hauptsächlich maritime Motive und Straßenansichten sowie Bilder von Tieren schuf, konzentrierte sich Hede Klinge auf Bilder von Kindern sowie auf Blumenmotive. Beide Künstler führten ihre Bilder meist als kolorierte Radierungen aus. Motive des Künstlerpaares wurden als Drucke und Postkarten verbreitet, u.a. durch den Kunstverlag J.C. Blumenberg in Heiligenhafen (Drucke von Fritz Neumann mit Blindprägung JCB), Amsler & Ruthardt (Drucke von Fritz Neumann), Vagart & Co. (Drucke von Fritz Neumann) und den Kunstverlag Christian Pahl in Hamburg (Postkarten von Hede Klinge).

Hede Neumann-Klinge signierte ihre Arbeiten weiter mit ihrem Mädchennamen. Das Paar verwendete außerdem auch Pseudonyme: Fritz Neumann signiert mit „Ric“, Hede Klinge mit „Dienhoff“.3

Die Eheleute lebten über den Zweiten Weltkrieg hinaus bis ans Lebensende in der Gartenfelder Straße in Spandau. In den 1960er Jahren intensivierte sich die Zusammenarbeit mit dem Kunstverlag J.C. Blumenberg, der Motive beider Künstler nun auch in die USA vertrieb.

Das Künstlerpaar blieb kinderlos. Hede Klinge starb am 5. November 1980, ihr Mann am 8. Juni 1984.

Anmerkung: Wir haben seit 2018 für rund sieben Jahre über diese Künstlerin geforscht, ohne ihre Identität klären zu können. Erst 2025 wurden wir auf die Forschungen von Meibohm Fine Arts und Christian Mahnke aufmerksam, die im Sommer 2024 auf Meibohms Website und Mahnkes Blog die Identität von „Ric“ (Fritz Neumann) klären konnten und dabei auch dessen Gattin Hedwig Neumann-Klinge wiederentdeckten.

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Werke in der Kunstsammlung Schmelzle

Inv. Nr. 2018.023 – Zwei Kinder auf einem Ast
Inv. Nr. 2018.022 – Mädchen mit Puppe

Weitere nachweisbare Werke der Künstlerin

Mutter mit Kind, signiert „Klinge“.
Mutter mit Kind, signiert „Klinge“. Als Druck verbreitet, Hersteller u.a. Kunstverlag Blumenberg 1939, später von anderem Unternehmen unter dem Titel „Mutti’s Herzblättchen“ vertrieben.
Zwei Kinder, signiert „Klinge“. Als Druck verbreitet. Einige Exemplare auch mit Beischrift „H. Klinge pinx.“ bekannt.
Zwei Kinder, rechts unten signiert „Klinge“. Als Druck verbreitet. Dieses Exemplar links unten mit Signet JCB (= Verlag J.C. Blumenberg).4
Signet des Verlags J.C. Blumenberg von vorigem Bild.
Bild mit schlafendem Jungen (Druck), motivisch übereinstimmend mit vorigem Motiv, nur eben ohne das Mädchen.5
Schlafende Kinder, als Druck verbreitet.6
Schlafender Knabe, aquarellierte Zeichnung.7
Schlafendes Mädchen, kolorierte Radierung.
Kind mit zwei Zicklein.8
Knabe mit zwei Hunden.
Mädchen mit zwei Lämmern.
Mädchen mit Hund, kolorierte Radierung, signiert „Klinge“. Im Mai 2024 bei Crafoord Auktioner in Stockholm irrtümlich Max Klinger zugeschrieben.9
Magnolienzweige, Radierung, Privatbesitz.10
Magnolienzweige, Radierung.11
Postkarten mit Kinderbildnissen, jeweils signiert „Klinge“. Weitere Motive sind bekannt. Die Postkarten erschienen im Kunstverlag Christian Pahl in Hamburg und sind jeweils in den frühen 1950er Jahren gelaufen.
Postkarten aus derselben Serie, unsigniert, aber wahrscheinlich auch von Hede Klinge.
Postkarte aus holländischer Produktion mit Signatur „Klinge“.

Einzelnachweise

  1. https://ric-unknownartist.projektemacher.org/de/post/fritz-neumann-civil-register/
  2. Personenakten von Hedwig Neumann-Klinge beim Landesarchiv Berlin, Archivsignatur A Rep. 243-04 Nr. 6263. Für Fritz Neumann lässt sich derzeit noch keine Mitgliedschaft in der Kammer nachweisen. Allerdings war die Mitgliedschaft für selbstständige Künstler verpflichtend.
  3. Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1939: Vol 34 No 1-4, S. 161.
  4. Abb. von Steffi Dauphin, Juli 2025.
  5. Frdl. Mitteilung über dieses Motiv von Gerlinde Tischer, Februar 2023.
  6. Frdl. Mitteilung über dieses Motiv von Markus Balthasar, März 2023.
  7. Frdl. Mitteilung von Gabriela Messlin, Februar 2025.
  8. Frdl. Mitteilung von Kim Thiel, April 2023.
  9. https://auctionet.com/de/3501953-max-klinger-1857-1920-madchen-und-hund-signiert-klinger-radierung
  10. Frdl. Mitteilung von Katharina Enß, Juli 2025.
  11. https://ric-unknownartist.projektemacher.org/de/