Hermann Erlenbusch (1890-1976) war Kunstmaler in Stuttgart. Er stammte aus Backnang, studierte in Berlin und Stuttgart, und malte Landschaften, Ortsansichten und Porträts.
Leben
Er wurde am 11. Dezember 1890 in Backnang geboren, besuchte dort die gewerbliche Fortbildungsschule und als junger Dekorationsmaler 1907/08 die Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Danach wechselte er 1910 an die Kunstakademie in Berlin. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg musste er sein Studium jedoch bald unterbrechen. Nach dem Ersten Weltkrieg war er für einige Zeit als Kirchenmaler in Norddeutschland tätig, kehrte dann aber nach Württemberg zurück, wo er um 1925 die die Gestaltung der Aussegnungshalle auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Backnang besorgte.1
Von 1925 bis 1928 studierte er an der Stuttgarter Kunstakademie bei Heinrich Altherr, Hans Spiegel und Anton Kolig. Bereits zu jener Zeit beteiligte er sich an diversen Ausstellungen in Stuttgart, u.a. bei der Stuttgarter Secession 1928.2 Von 1929 bis 1931 war er Assistent in der Abteilung für Architekturmalerei von Anton Kolig.3 In Koligs Gefolge war Erlenbusch im Sommer und Herbst 1929 in Kärnten, wo die Gruppe im Klagenfurter Landtagssitzungssaal einen Freskenzyklus zur 10-jährigen Wiederkehr der Kärntner Volksabstimmung von 1920 gestaltete. Diese Fresken mit Figurengruppen, die das Thema der Verbrüderung darstellten, galten für die damalige Zeit als äußerst modern und regten eine öffentliche Diskussion an. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 galten die Fresken jedoch als „entartet“ und wurden von den Nationalsozialisten zerstört. Lediglich einige Probearbeiten, die die Kolig-Gruppe an Wände im Gasthaus Michor in Nötsch im Gailtal malte, blieben bis in unsere Zeit erhalten.4

Erlenbusch war ab 1932 in der nationalsozialistischen Bewegung aktiv. Ungeachtet seiner Beteiligung an den umstrittenen Klagenfurter Fresken entsprach die traditionelle Motivauffassung seiner sonstigen Gemälde zur NS-Zeit dem Geschmack der staatlichen Kulturpolitik, so dass er bei zahlreichen Ausstellungen vertreten war und zu einem der bedeutendsten Stuttgarter Maler seiner Zeit avancierte. 1937 wurde er zudem ehrenamtlicher Referent beim Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künste.5 Die NS-Presse berichtete mehrfach im Dezember 1940 über seinen 50. Geburtstag.
Zu seinen Ausstellungsbeteiligungen während der NS-Zeit zählte die Schau „Schwäbisches Kunstschaffen der Gegenwart“ 1936 in Stuttgart. Seine dort gezeigte Winterlandschaft bei Oberstdorf wurde vom württembergischen Staat angekauft.6 Bei der Herbstschau des Stuttgarter Künstlerbundes im Jahr 1936 zeigte Erlenbusch ein Selbstbildnis in SA-Uniform.7 1937 war er in der Ausstellung „Die Straßen Adolf Hitlers“ des Stuttgarter Kunstvereins vertreten, bei der Künstler aus dem Gau Württemberg die neu gebauten Autobahnen als Motiv nahmen.8 Im Herbst 1938 war ein Porträt Adolf Hitlers von Erlenbusch bei der Ausstellung „Unsere schöne Heimat“ im Stuttgarter Kunstgebäude zu sehen, das der Landeskulturwalter Gau Württemberg für die Künstlerkameradschaft Stuttgart erwarb.9 Ebenfalls 1938 war er mit dem Porträt eines Bauern aus dem Ries bei der Frühjahrschau des Künstlerbundes im Württembergischen Kunstverein vertreten.10 1940 beteiligte er sich abermals mit dem Bild des Bauern aus dem Ries an der Ausstellung „Kunst aus Württemberg“ im Stuttgarter Kronprinzen-Palais.11 1943 war das Bildnis eines Jungbauern bei der Gauausstellung württembergischer Künstler zu sehen.12

Zu den Wandmalereien, die er während der NS-Zeit in Süddeutschland schuf, zählen die Ausmalung der 1938 eröffneten Stadthalle in Backnang,13 ein Wandbild an der 1938 erbauten Turn- und Festhalle in Stuttgart-Wangen14 sowie ein Wandbild im Treppenaufgang der Gustav-Siegle-Bücherei in Stuttgart.15
Sein Atelier hatte er in der Straße „Im Schellenkönig“ im Osten Stuttgarts, wo der Württembergische Kunstverein bereits vor dem Zweiten Weltkrieg einen Vorgängerbau seines heutigen Atelierhauses unterhielt. Das Adressbuch von 1943 nennt ausser Erlenbusch in diesem Ateliergebäude noch die Kunstmaler Peter Anton Gekle (1899-1981), Theodor Walz (1892-1972), Helmut Muehle (1902-1991) und August „Gustl“ Illenberger sowie den Bildhauer Friedrich Thuma (1873-1963).16
Über sein Privatleben ist wenig bekannt. Am 11. November 1939 gab er im Stuttgarter Neuen Tagblatt seine Verlobung mit Hermine Stöger bekannt.17 Im Frühjahr 1941 bestellte das Paar das Aufgebot.18
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zeitweise in Kocherstetten.19
Er starb am 2. November 1976 in Stuttgart.20
Anlässlich seines 100. Geburtstages fand in Backnang zu Beginn des Jahres 1991 eine Gedächtnisausstellung statt.21
Werk in der Kunstsammlung Schmelzle

Weitere nachweisbare Werke













Einzelnachweise
- Förderverein Friedhofkapelle Backnang e.V. (Hrsg.): Friedhofkapelle Backnang. Geschichte, Restaurierung und neue Nutzung. Backnang 2015, S. 43. (PDF)
- https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/badische_secession1928/0016/image,info
- Angaben zum frühen Werdegang aus Artikel „Der Maler Hermann Erlenbusch – zum 50. Geburtstag am 11. Dezember“ in Stuttgarter NS-Kurier, 11. Dezember 1940, S. 4.
- 2020 fand im Museum des Nötscher Kreises eine Ausstellung zum Thema der zerstörten Fresken statt. https://noetscherkreis.at/ausstellung-2020-reflexionen/ Das österreichische Bundesdenkmalamt gab 2023 eine Broschüre über die wiederhergestellten Nötscher Probefresken heraus: Die Nötscher Probefresken, eine Probearbeit von Anton Koligs Schülern für das Kärntner Landhaus.
- Angaben zur NS-Laufbahn aus Artikel „Hermann Erlenbusch 50 Jahre“ in Verbo, 13. Dezember 1940, S. 2, gleichlautend in Stuttgarter NS-Kurier, 11. Dezember 1940, S. 4.
- Die Weltkunst X, Nr. 17, 26. April 1936, S. 4.
- Stuttgarter Neues Tagblatt, 20. November 1936, Morgenausgabe, S. 2.
- Beilahe zum Schwäbischen Merkur, 23. Januar 1937.
- Stuttgarter NS-Kurier, 24./25. September 1938, Aberndausgabe, S. 7, mit Abb.
- Schwäbischer Merkur, 26. Mai 1938.
- Schwäbischer Merkur, 19. Juli 1940.
- Württemberger Zeitung, 22./23. Mai 1943, S. 4.
- Backnangs neue Turn- und Festhalle, in: Stuttgarter Neues Tagblatt, 1. Juli 1938, S. 4.
- Ein Freudentag im Stuttgarter Stadtteil Wangen, in: Stuttgarter Nachrichten, 10. Oktober 1938, S. 4.
- Bücher, die zum Lesen einladen, in: Stuttgarter Nachrichten, 25. Oktober 1941, S. 4.
- Stuttgarter Adressbuch 1943, S. III.205.
- Stuttgarter Neues Tagblatt, 11. November 1939, S. 10.
- Stuttgarter Neues Tagblatt, 20. Februar 1941, S. 8.
- Angaben zum Wohnort Kocherstetten aus Spruchkammerakten beim Landesarchiv Baden-Württemberg, Archivsignatur EL 902/13 Bü 2442.
- Todestag nach Hauptstaatsarchiv Stuttgart und Wikipedia. Abweichend davon wird bei archivportal-d.de der 1. November 1976 genannt.
- Ernst Hövelborn: Mitteilungen des Haimat- und Kunstvereins Backnang, in Backnanger Jahrbuch 2, 1993/94, S. 195-198.
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