Ernst Marfels

Ernst Marfels (1886-1958) war der Sohn eines bekannten Uhrenhändlers, wuchs in Berlin auf und erhielt dort seine künstlerische Ausbildung. 1920 kam er nach Neckargemünd, wo er sich hauptsächlich der Landschaftsmalerei widmete. Seine häufigen Motive aus dem Tal der Elsenz, die bei Neckargemünd in den Neckar mündet, brachten ihm den Namen „Elsenzmaler“ ein.

Leben

Er wurde am 20. Juni 1886 in Frankfurt-Sachsenhausen als Sohn des Uhrenhändlers Carl Marfels (1854-1929) geboren. Vater und Sohn zogen 1893 nach Berlin-Schöneberg, wo der Vater Inhaber und Schriftleiter der Deutschen Uhrmacherzeitung war und 1897 den Deutschen Uhrmacherbund gründete. Der Vater machte sich insbesondere auch als Sammler von Uhren einen Namen. Unter anderem besaß er eine heute im Metropolitan Museum in New York verwahrte Dosenuhr, die zeitweise als „älteste Taschenuhr der Welt“ galt.1 Er verkaufte zweimal selbst aufgebaute Sammlungen sehr gewinnbringend, verlor jedoch mit einer dritten Sammlung auch einmal sein gesamtes Vermögen an einen Betrüger. Der Vater scheute bis ins hohe Alter vor keinen Spekulationen und riskanten Geschäften zurück und hatte sicher entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Sohnes.

Carl Marfels war Förderer des Landschaftsmalers Julius von Klever (1850-1924), von dem er schon vor 1910 rund 40 Gemälde erwarb.2 Sohn Ernst Marfels erhielt ab 1907 seine künstlerische Ausbildung in Klevers Berliner Atelier, außerdem auch beim Landschaftsmaler Karl Heffner (1849-1925). Studienreisen führten ihn nach München, Dresden, London, Paris und in die Niederlande. Beeinflusst durch den Lehrer Heffner und die französische Landschaftsmalerei der Schule von Barbizon wandte sich Marfels der Freilichtmalerei zu. Der besseren Verdienstmöglichkeiten wegen bildete sich der Maler jedoch auch noch bei Hans Schadow (1862-1924) in Porträtmalerei fort.

Über die Zeit des Malers im Ersten Weltkrieg ist nichts bekannt. Der Vater gab jedoch 1917 sein Engagement bei der Uhrmacherzeitung und im Uhrmacherbund auf und orientierte sich geschäftlich und privat wieder mehr nach Frankfurt am Main, was vermutlich auch den Sohn dazu bewog, Berlin zu verlassen.3

Im Dezember 1920 zogen Vater und Sohn Marfels nach Neckargemünd. Dort heiratete Ernst Marfels im Folgejahr Marie Zinkhan, eine Frankfurter Juwelierstochter. Auch der Vater heiratete im Alter von über 70 Jahren nochmals eine jüngere Frau und verzog nach Homburg v. d. Höhe, wo er 1929 starb.4 Überhaupt wird Ernst Marfels als Künstler erst nach der Loslösung vom Vater greifbar, vielleicht weil er zuvor durch dessen Geschäfte wirtschaftlich abgesichert war.

Die ersten Jahre in Neckargemünd war Ernst Marfels angeblich primär als Porträtmaler tätig, spätestens Mitte der 1920er Jahre konzentrierte er sich dann aber wieder auf Landschaftsmalerei. Seine Motive fand er hauptsächlich in der Umgebung von Neckargemünd, im Tal von Elsenz und Neckar. Seine häufigen Darstellungen der bei Neckargemünd in den Neckar mündenden Elsenz brachten ihm den Namen „Elsenzmaler“ ein. Außer den Flusslandschaften malte er auch Ortsansichten. In seinem Spätwerk wiederholte er oft bereits früher gemalte Motive. In seinen Bildern dominiert die Lichtführung und die Wiedergabe der Farbstimmung über die Detailtiefe.

Er gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg dem Heidelberger Künstlerkreis „Form und Farbe“ an, wo er mit Adolf Hacker (1873-1943), Heinrich Hoffmann (1859-1933) und Karl Ledermann (1905-1991) befreundet war. Wie auch Hacker hielt er sich von Debatten über Kunstströmungen fern und versuchte nie, mit seinen Bildern einen Zeitgeist zu treffen.

Der Maler war auch war leidenschaftlicher Schachspieler und 1927 kurzzeitig Vorsitzender des Schachklubs Heidelberg, der im Café Häberlein sein Klublokal hatte.5

Ernst Marfels starb am 22. Februar 1958 in Heidelberg.6

Als Vorsitzender des Schachklubs Heidelberg verkehrte Ernst Marfels sicher in dessen Klublokal, dem Café Häberlein in der (Leopold-)Anlage 35. Postkarte von 1929.

2008 fand die Sonderausstellung „Ernst Marfels (1886-1958) – ein Landschaftsmaler der Poesie und Stille“ im Museum im Alten Rathaus in Neckargemünd statt, das Werke von Marfels auch in seiner Dauerausstellung zeigt.

Wir besaßen bereits seit 2018 ein Werk des Malers und erhielten 2023 eine weitere sechs Bilder umfassende Schenkung eines Speyrer Kunstfreunds, so dass wir inzwischen über sieben Bilder des Malers verfügen.

Werke in der Kunstsammlung Schmelzle

Inv. Nr. 2018.035: Neckartal bei Neckargemünd, dat. 1939.
Inv. Nr. 2023.089: Hügelige Waldlandschaft, dat. 1949.
Inv. Nr. 2023.086: Hügelige Waldlandschaft, dat. 1951.
Inv. Nr. 2023.087: Bachlandschaft mit Birken, dat. 1945.
Inv. Nr. 2023.084: Gewitterstimmung über Heidelandschaft
Inv. Nr. 2023.085: Wassermühle mit angelndem Knaben, dat. 1947.
Inv. Nr. 2023.088: Landschaft mit totem Baum, nicht signiert oder datiert.

Weitere nachweisbare Werke

Partie an der Elsenz mit Bammersberg, 55 x 70 cm, Karton, dat. 1943.7
Elsenztal. Dat. 1948.8
Elsenztal. Bild aus dem Bestand des Museums im Alten Rathaus Neckargemünd.
Winterlandschaft beim Kohlhof mit Blick Richtung Waldhilsbach, 60 x 95 cm, Holz.9
Pommer’sche Seen, 40 x 50 cm, Karton, dat. 1946.10
Bachlandschaft mit Birken, 71 x 91 cm, Lwd.11
Flusslandschaft, 51 x 81 cm, Lwd., signiert und datiert und mit Inschrift “Neckargemünd”.12
Gewitterstimmung in der Kurpfalz, ca. 28 x 40 cm, Karton.13
Flusstal, 50,5 x 61 cm, Lwd., signiert u. dat. 1938. Im Auktionshandel als Elbtal bei Meissen angeboten.14
Herrenporträt, 50 x 36 cm, Lwd., dat. 1956.15

Ohne Abb.: Im Kunstauktionshaus Rudolf Bangel in Frankfurt am Main kamen am 7./8. November 1922 vier Landschaftsbilder von Ernst Marfels zur Auktion (Lose 172-175).

Ohne Abb.: Im Kunstauktionshaus A. Samter in Berlin kam am 18./19. Februar 1931 ein Landschaftsbild von Ernst Marfels aus Berliner Privatbesitz zur Auktion (Lot 86).

Einzelnachweise

  1. Sammeln bis zum Zerstören. Die Marfels-Uhr als „älteste Taschenuhr der Welt“. in: Eser, Thomas: Die älteste Taschenuhr der Welt?: Der Henlein-Uhrenstreit, Heidelberg: arthistoricum.net, 2018 (2014), S. 112.
  2. Dr. Erich Gleye: Julius von Klever, in: Heimatstimmen, Ein baltisches Jahrbuch, Bd. 4, Kluge 1910, S. 185-237, hier S. 220. (Digitalisat)
  3. Über die Aktivitäten des Vaters nach 1917 siehe clockmakers-directory.org, wo Ernst Marfels jedoch fälschlicherweise als Bruder von Carl Marfels genannt wird.
  4. Alexander Grosz: Nachruf auf Carl Marfels, in: Internationale Sammlerzeitung 21, 1929, S. 232.
  5. Stadtbuch der Stadt Heidelberg nebst den Stadtteilen Handschuhsheim, Kirchheim, Wieblingen, Rohrbach und den zur Stadt gehörenden Siedlungen für das Jahr 1927, S. 509. Im Vorjahr und den Folgejahren werden jeweils andere Vorsitzende genannt, so dass Marfels wohl nur im Jahr 1927 dem Verein vorstand.
  6. Grundlegende biografische Angaben zu Ernst Marfels nach einer 2012 auf der Website der Stadt Neckargemünd veröffentlichten Darstellung von Leben und Werk des Malers von Dr. Benno Lehmann. (archive.ph)
  7. Auktionshaus Walldorf, 29. Dezember 2016, Lot 867.
  8. Abb. in Rhein-Neckar-Zeitung, 9. Mai 2019.
  9. Auktionshaus Walldorf, 29. Dezember 2016, Lot 863.
  10. Auktionshaus Walldorf, 29. Dezember 2016, Lot 868.
  11. Henry’s, Mutterstadt, 23. Februar 2019, Lot 26095.
  12. Auktionshaus Oberursel, 26. September 2020, Lot 59, dort nicht verkauft.
  13. Henry’s, Mutterstadt, 26. März 2011, Lot 6129.
  14. Auktionshaus Günther, Dresden, 20. Juni 2020, Lot 920.
  15. Auktionshaus Walldorf, 29. Dezember 2016, Lot 864.