Otto Schöpfer

Otto Schöpfer (1888-1968) war Lehrer und Stadtarchivar in Gerlingen bei Stuttgart, wo er 1967 für seine Verdienste um die Erhaltung wertvollen Kulturguts zum Ehrenbürger ernannt wurde.

Leben

Er wurde am 13. März 1888 in Stuttgart als Sohn des Hausinspektors des Katharinenhospitals geboren. Die Mutter stammte aus Enzberg bei Mühhlacker. Er besuchte die Waisenhaus-Schule in Stuttgart und danach das Lehrerseminar in Esslingen. Seine erste ständige Lehrstelle hatte er auf dem Dobel. Er war verheiratet und hatte Kinder. Mit Rücksicht auf deren weitere Schulbildung beantragte er seine Versetzung nach Gerlingen, wo er von 1925 bis 1935 an der Volksschule lehrte.1

Er war ab 3. April 1933 Mitglied im NS-Lehrerbund.2

Schöpfer hatte eine große zeichnerische Begabung und förderte auch das zeichnerische Talent seiner Schüler. Der spätere Gerlinger Ehrenbürger Fritz von Graevenitz wurde noch in Gerlingen auf Schöpfer aufmerksam. Nach 1935 lehrte Schöpfer in Stuttgart, wo er auf Vermittlung von Graevenitz die Bekanntschaft des Reformpädagogen Gustav Kolb machte. Seine künstlerische Veranlagung konnte Schöpfer mehrere Monate im Kunstinstitut von Dr. Kornmann in Starnberg und 1940 für zwei Semester in Halle/Saale fortbilden. Er erwarb Fähigkeiten als Graphiker, als Buchbinder, als Schreiner und bei der Verarbeitung von Metallen. Schließlich kehrte er nach Stuttgart zurück, wo er als Kunstlehrer bis zur Pensionierung 1953 an der Neckar-Mittelschule lehrte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zeitweise in Schwäbisch Hall,3 vor allem aber in Gerlingen, wo er eine Ausgleichswohnung für seine bei Luftangriffen zerstörte Stuttgarter Wohnung fand.

In Gerlingen begann sich Schöpfer in der Nachkriegszeit nun auch für die Heimatgeschichte zu interessieren. Er wertete die handschriftliche Chronik des Pfarrverwesers Wilhelm Hermann Dreher aus, verfasst 1899-1903. Außerdem fertigte er Zeichnungen der in den 1950er Jahren entdeckten vorzeitlichen Funde und Fundstätten an und begründete eine umfangreiche private Sammlung zur Ortsgeschichte von Gerlingen.

Otto Schöpfer, Selbstbildnis 1955

Der neu gewählte Gerlinger Bürgermeister Wilhelm Eberhard erkannte in Schöpfers Sammlung den Nutzen als Grundstock eines Gemeindearchivs und übereignete dem Heimatforscher 1956 alle Archivbestände des Rathauses und ernannte ihn zum Leiter des Archivs. Schöpfer veröffentlichte daraufhin zahlreiche Artikel zur Gerlinger Ortsgeschichte4 und ermöglichte 1958 die Durchführung einer ersten Archiv-Ausstellung, die sich insbesondere mit Schillers aus Gerlingen stammenden Vorfahren befasste und für die auch das Schiller-Museum in Marbach zahlreiche Leihgaben gab.

Mit der Archiv-Ausstellung von 1958 erweiterte Schöpfer das Archiv zum Heimatmuseum. In der Folgezeit widmete sich Schöpfer der Dokumentation von Leben und Werk bekannter Gerlinger Persönlichkeiten: dem Maler Robert Heck, dem Missionar Johannes Rebmann, dem Organisten Wilhelm Nagel, den Bildhauern Fritz von Graevenitz und Peter Otto Heim sowie dem Schriftsteller Hermann Missenharter.

Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde ihm aus Dankbarkeit und Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um den Auf- und Ausbau des Stadtarchivs, die Erforschung der Heimat- und Stadtgeschichte sowie der Pflege und Erhaltung bedeutender kultureller Werte der Ehrenring der Gemeinde Gerlingen verliehen.5 Außerdem wurde er 1963 auch für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen.6 Am 25. Juni 1967 wurde er in Anerkennung seiner bleibenden Verdienste um den Auf- und Ausbau des Stadtarchivs, die Erforschung der Stadtgeschichte sowie die Pflege und Erhaltung wertvollen Kulturgutes zum Ehrenbürger von Gerlingen ernannt.7 Später benannte man in Gerlingen auch noch eine Straße nach ihm.

Er starb am 1. September 1968 in Stuttgart.

Als Maler schuf er Gemälde und Aquarelle von Motiven aus Gerlingen und der Umgebung. Werke von Otto Schöpfer waren u.a. bei einer Ausstellung regionaler Maler im Rathaus von Gerlingen 2018 zu sehen.8

Werk in der Kunstsammlung Schmelzle

Inv. Nr. 0000.040: Kirche in Hepsisau

Weitere nachweisbare Werke

Ortsansicht von Vellberg, 29,5 x 41,5 cm, Aquarell.9
Blick zum Alten Rathaus in Gerlingen.10

Einzelnachweise

  1. Biografische Angaben im Wesentlich aus der Laudatio auf Otto Schöpfer anlässlich der Verleigung der Ehrenbürgerwürde von Gerlingen am 25. Juni 1967, gehalten von Prof. em. Dr. Hermann Pongs, die auch gedruckt erschien.
  2. Staatsarchiv Ludwigsburg PL 516 II Nr. 17310.
  3. Spruchkammerakten im Landesarchiv Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg EL 902/9 Bü 8894.
  4. Zu den Anfängen des Gerlinger Archivs, wo man sich u.a. auch mit dem Gerlinger Missionar Johannes Rebmann befasste, siehe johannes-rebmann.de
  5. gerlingen.de
  6. Vorschlagsliste Nr. 1170 für die Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Hauptstaatsarchiv Stuttgart EA 1/121 Bü 1166.
  7. gerlingen.de
  8. Pittoreske Einblicke in das alte Dorf und die Umgebung, in Stuttgarter Nachrichten, 11. Mai 2018.
  9. Das Bild war 2023 im Angebot eines Antiquariats in Burgstetten bei zvab.com.
  10. Das Bild war 2018 anlässlich einer Gedekausstellung in Gerlingen ausgestellt.