Otto Kainz

Otto Kainz (1901-1963) stammte aus München und war als Maler und Grafiker zunächst in Berlin erfolgreich. Während der NS-Zeit hatte er unter Repressalien zu leiden und kam 1942 als Kunstlehrer ans Robert-Mayer-Gymnasium nach Heilbronn. Dort fand seine Familie beim Luftangriff 1944 den Tod. Kainz überlebte und blieb in Heilbronn, wo er ab den 1950er Jahren als freischaffender Künstler tätig war.

Leben

Er wurde am 11. September 1901 in München geboren und besuchte dort zunächst das Gymnasium und danach von 1918 bis 1920 für fünf Semester die Münchner Kunstgewerbeschule, wo er unter anderem die Meisterklasse für Schrift bei Prof. Ehmke, die Architekturklasse bei Riemerschmied, die Material- und Stoffkundeklasse der Professoren Dasio und Wirnhier sowie die Vorlesungen der Kunstgeschichte von Prof. Popp besuchte. Anschließend besuchte er die Berliner Akademie unter den Professoren Spiegel, Dannenberg und Sandkuhl und studierte weiterhin Kunstgeschichte bei Prof. Wölfflin.1

In Berlin gehörte er dem Berliner Kreis Katholischer Künstler, dem Spannagelkreis und der Berliner Gruppe der „Neuromantiker“ an. 1924 beteiligte er sich innerhalb des Kreises Katholischer Künstler mit einer Madonna mit Kind an einer Ausstellung in Dresden, 1925 abermals mit der Madonna und mit Landschaftsbildern an einer Ausstellung in Berlin.2 Gleichzeitig nahm er auch an weiteren Ausstellungen teil: 1924 an der großen Berliner Kunstausstellung mit einer Landschaft vom Bodensee,3, 1925 an der Frühjahrsausstellung der Akademie mit dem Bild eines Karussells,4 1926 an der Großen Berliner Kunstausstellung mit einem Selbstbildnis und einem Bild von der Eifelkirmes (mglw. das kurz zuvor bereits ausgestellte Karussell-Bild).5 In Berlin lebte er in Wilmersdorf in der Fasanenstraße 56.6

Nach dem Studium war Kainz zunächst für kurze Zeit selbstständig, hatte dabei u.a. die künstlerische Leitung der Dresdener Gartenausstellung inne. Ab 1928 gestaltete er die Propaganda der Deutschen Zentrumspartei in deren Zentrale in Berlin.

Mit der NS-Zeit nahm Kainz‘ Leben dann eine dramatische Wendung. 1933 wurde er an die Kunstgewerbeschule in Magdeburg berufen. Da er sich weigerte, in die NSDAP einzutreten, wurde ihm ein Lehrstuhl dort jedoch versagt. Zusätzlich erhielt er 1935 ein Ausstellungs- und Presseverbot. Kainz musste sich mit verschiedenen Anstellungen durchschlagen und wurde politisch überwacht. Ab 1939 arbeitete er als Werks- und Dekorationsmaler bei Reiwinkel in Berlin.

1941 verließ Otto Kainz schließlich Berlin und nahm eine Stelle als Zeichenlehrer am Landerziehungsheim in Michelbach an der Bilz an. 1942 kam er nach Heilbronn, wo er bis 1944 Lehrer am Robert-Mayer-Gymnasium war und auch Schulen in den Nachbarstädten Neckarsulm und Weinsberg betreute. Er lebte während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie in der Bergstraße 2 in Heilbronn. Beim Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 kamen Kainz‘ Frau Edith (1906-1944) und der Sohn Gregor (1933-1944) ums Leben.7 Ausserdem verbrannten rund 300 Bilder, die Kainz seit 1935 gemalt hatte.

Der Maler selbst überlebte den Bombenangriff und war ab Dezember 1944 nach Schwäbisch Hall evakuiert, von wo er jedoch 1950 nach Heilbronn zurückkehrte. Ab den den 1950er Jahren war er als freischaffender Künstler in Heilbronn tätig. Im Heilbronner Adressbuch von 1958 wird er als Kunstmaler in der Schillerstraße 16 genannt. Er lebte zurückgezogen und war von den Schicksalsschlägen gezeichnet, die er durchlebt hatte.

Er starb am 24. Oktober 1963 in Heilbronn an einer plötzlichen Hirnblutung.8

Otto Kainz malte vor allem Landschaften und neuromantische Szenen. Er schuf aber auch viele heraldische Wandgemälde in Burgen und Schlössern des Unterlandes, außerdem Kunst am Bau sowie Aquarelle.

Werk in der Kunstsammlung Schmelzle

Landschaft mit Brücke und Höfen (Inv. Nr. 2025.010)

Weitere nachweisbare Werke

Kaiserstraße in Heilbronn mit Kilianskirche, dat. 1951, im Besitz der Städtischen Museen Heilbronn
Ansicht von Gundelsheim, dat. 1946. Gesehen im Kunsthandel 2025.

Ohne Abb.: Bildschmuck der Wanduhr des US-Ticket-Office im Hauptbahnhof Heilbronn (1951)

Einzelnachweise

  1. Grundsätzliche Angaben zu Werdegang und Leben des Malers nach dem Nachruf „Otto Kainz: Neuromantik und Heraldik“ in Heilbronner Stimme vom 30. Oktober 1963, eingesehen im Stadtarchiv Heilbronn, Bestand ZS-10198.
  2. Die christliche Kunst, Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst, Beiblatt zu Jg. 21, 1924/25, S. 25.
  3. Kat. Große Berliner Kunstausstellung, Berlin 1924, Nr. 384.
  4. Kat. Frühjahrsausstellung 1925, Akademie der Künste Berlin, Nr. 108.
  5. Kat. Große Berliner Kunstausstellung 1926, Nr. 387 u. 388.
  6. Handbuch des Kunstmarktes, Berlin 1926, S. 294.
  7. Rolf Palm (Bearb.): Heilbronner Kriegsopfer 1939-1945, Heilbronn 1994, S. 25.
  8. Lebensdaten nach Eintrag bei Stadtarchiv Heilbronn in ZS-10198.