Gottlieb Löffler

Gottlieb Löffler (1868-1946) stammte aus Korntal und war ab 1908 Zeichenlehrer in Heilbronn. Dort schuf er zunächst vor allem Zeichnungen. Gesundheitlich bedingt trat er 1925 in den beruflichen Ruhestand und zog nach Ludwigsburg, wo noch zahlreiche Gemälde aus der Umgebung enstanden sind.

Leben

Gottlieb Löffler wurde am 14. Januar 1868 als einziges Kind des Hausvaters des Kleinkinderheims in Korntal, Gottlieb Wilhelm Löffler (1829-1876), geboren. Die Mutter Wilhelmine Löffler geb. Faut, eine langjährige Erzieherin in Korntal, übernahm nach dem frühen Tod ihres Mannes noch bis 1892 die Leitung des Kleinkinderheims. Sohn Gottlieb wuchs in der Brüdergemeinde in Korntal auf und besuchte die Lehrerseminare in Esslingen und Nürtingen. Während seiner Zeit in Nürtingen erhielt er eine erste künstlerische Ausbildung durch den Landschaftsmaler Julius Kornbeck (1839-1920).

Nach der ersten Dienstprüfung 1887 war Löffler als Vertretung oder Hilfslehrer an verschiedenen Schulen in Württemberg tätig: in Kleinbottwar, Korntal, Götttelfingen, Schönbühl, Bonlanden, Wilhelmsdorf, Feldstetten, Plochingen, Neckartenzlingen, Pfaffenhofen, Untereisesheim und Obertürkheim. In künstlerischer Hinsicht bildete er sich in einem Zeichenkurs beim Leiter der Stuttgarter Baugerwerkeschule, A. Schirmer, weiter. 1895 absolvierte Löffler schließlich die zweite Dienstprüfung und studierte danach an der Königlichen Kunstschule in Stuttgart bei Albert Kappis (1836-1914) Landschaftszeichnen. Er unternahm außerdem Studienreisen nach Italien und Korsika. Für eine dieser Reisen hatte er ein staatliches Stipendium von 400 Mk erhalten.

In Obertürkheim, wo er zeitweise auch als Lehrer arbeitete, heiratete er 1896 Elise Regine Keller (1876-1970). Im Oktober desselben Jahres erhielt Löffler eine erste ständige Lehrerstelle in Altnuifra, wo am 11. März 1898 der Sohn Walther Theodor Löffler (1898-1938) geboren wurde.

Im Oktober 1898 trat Löffler aus dem Schuldienst aus, um an der Kunstgewerbeschule Stuttgart eine Weiterbildung zum Fachlehrer für Zeichnen zu besuchen. Aufgrund seiner künstlerischen Vorbildung wurde ihm ein Ausbildungsjahr erlassen, so dass er die Ausbildung bereits 1901 abschloss. Er war danach Zeichenlehrer in Böblingen und wechselte 1904 nach Schwäbisch Hall. Dort beschäftigte er sich mit der Reform des Zeichenunterrichts, weg vom möglichst genauen Abzeichnen stilisierter Vorlagen, hin zur Malerei nach der Natur, unter besonderer Berücksichtigung des genauen Betrachtens und der Bemühung um die Darstellung. Er plädierte außerdem dafür, dass die Schüler nicht nur Landschaften, sondern auch Gebäude, Menschengruppen und Interieurs zeichnen sollten. Seine Gedanken zum Thema formulierte er 1906 in einem Aufsatz über Kunstunterricht im Freien in den vom Verein württembergischer Zeichenlehrer herausgegebenen „Beiträgen zur Zeichenunterrichtsreform“.

1908 kam Löffler als Oberreallehrer für Zeichenunterricht an die Oberrealschule (späteres Robert-Mayer-Gymnasium) nach Heilbronn. Er wohnte nur wenige hundert Meter von der Schule entfernt. In den Adressbüchern von 1912 und 1914 ist er in der Schillerstraße 37 verzeichnet.1 1917, 1920, 1923 und 1925 war er zwei Ecken weiter in der Kernerstraße 25 gelistet.2 Er war Mitglied der Freimaurerloge „Carl zum Brunnen des Heils“.

Zeichnung mit Motiv aus der Heilbronner Siebeneichgasse. Aus einem Konvolut von rund 20 Zeichnungen von Löffler und seinen Schülern im Besitz des Stadtarchivs Heilbronn, Bestand E005-2991.

Auch von Heilbronn aus publizierte Löffler theoretische Schriften in „Kunst und Jugend“, der Zeitschrift des Verbandes Süddeutscher Zeichenlehrer-Vereine. U.a. äußerte er sich darin zur Vorbereitung der Zeichenlehrer,3 zur Funktion von Zeichenblock und Malkasten4 oder zu den künstlerischen Grundsätzen des Zeichenunterrichts.5 Im „Schwäbischen Heimatbuch“ ging er der Frage nach, was der Zeichenunterricht für den Heimatschutz tun könne.6 1912 beteiligte sich Löffler am Internationalen Kongress für Kunstunterricht, Zeichnen und Angewandte Kunst in Dresden. 1916/17 veranstaltete er eine große Schul-Zeichenausstellung zugunsten der Kriegsfürsorge. Aufgrund seiner Verdienste um den Zeichenunterricht wurde er vom Schulleiter für den Professorentitel vorgeschlagen. Dem wollte man beim Schulministerium aufgrund zahlreicher ähnlicher Anträge vorerst nicht nachkommen, merkte Löffler aber für den Charlotten- oder Wilhelmsorden vor. Aufgrund der sich zum Kriegsende hin überstürzenden politischen Entwicklung kam es jedoch zu keiner Auszeichnung mehr. Seine beruflichen Verdienste wurden erst 1924 mit der Ernennung zum Studienrat gewürdigt.

Neben dem Zeichenunterricht an der Schule war Löffler auch in seiner Freizeit als unermüdlicher Zeichner tätig. Er schuf zahlreiche Ansichten von Alt-Heilbronn sowie von Landschaften und Orten der Umgebung. Seine Motive wurden teilweise auch als Postkarten vertrieben. Unvollendet blieb jedoch seine Schrift „Die Heimat“, an der er nachweislich 1919 und auch später noch gearbeitet hat, die jedoch vermutlich aufgrund der Inflation oder aufgrund von Löfflers schlechter werdenden Gesundheit nie in den Druck ging.

Gegen Ende des Ersten Weltkriegs machte sich bei Löffler ein chronisches Hüftleiden bemerkbar, aufgrund dessen er ab 1919 immer wieder längere Zeit dienstunfähig war. Ein Nervenleiden im rechten Arm erschwerte ihm das Schreiben und Malen und machte ihm das Zeichnen bald völlig unmöglich. 1925 beantragte er schließlich die Versetzung in den beruflichen Ruhestand, die ihm zum 1. Novermber 1925 bewilligt wurde.

1926 zog Löffler nach Ludwigsburg in die Stuttgarter Straße 91. Da sich sein gesundheitlicher Zustand nochmals für einige Jahre etwas besserte, konnte er sich nun wenigstens wieder der Malerei zuwenden. Es entstanden zahlreiche Gemälde aus der näheren Umgebung, aber auch von Sommer- und Kuraufenthalten auf der Alb, am Bodensee und aus dem Allgäu. 1927 gab es eine größere Ausstellung von Löfflers Werken in Ludwigsburg. In seinen letzten Jahren, als sich wieder gesundheitliche Probleme mehrten, malte Löffler dann fast nur noch im heimischen Atelier.

Gottlieb Löffler, ca. 1936.7

Löfflers Sohn Walther war Architekt in Frankfurt am Main und geriet wegen systemkritischer Umtriebe in den Fokus der Gestapo. Als Ursache werden Hilfestellung für einen jüdischen Studenten, aber auch Kontakte zu Regimegegnern und Vervielfältigung staatskritischer Schriften genannt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Wohnung der Eltern in Ludwigsburg von der Gestapo durchsucht. Walther Löffler und seine Frau begingen im November 1938 schließlich Selbstmord. Deren einziger Sohn Thomas (geb. 1922) entzog sich der Einberufung zur SS durch Eintritt in die Wehrmacht und starb im Zweiten Weltkrieg.

Der betagte Maler und seine Frau hatten während des Zweiten Weltkriegs mehrfach Fliegerschäden bei Luftangriffen auf Ludwigsburg 1944. Nach Kriegsende wurde ihre Wohnung für einige Wochen von den Amerikanern beschlagnahmt und das Ehepaar kam bei Freunden in der Pflugfelder Straße unter.

Gottlieb Löffler starb am 5. April 1946 in Ludwigsburg an Kehlkopfkrebs. Seine Witwe erblindete 1948 infolge chronischer Unterernährung und wurde danach von einer älteren Schwester der verstorbenen Schwiegertochter bis ans Lebensende gepflegt.

Zu Löfflers Freundeskreis zählte seit seiner Zeit in Heilbronn der Lehrer Paul Sapper, der damals in Kochendorf lehrte und wie Löffler Mitglied der Heilbronner Freimaurerloge war. Sapper zog 1918 nach Ludwigsburg, wohin ihm Löffler wenige Jahre später folgte, war Lehrer in Eglosheim und zuletzt Gewerbeschulrat. Ein Nachkomme Sappers, der Biologieprofessor Ulrich Kull, hat 1982 in den Ludwigsburger Geschichtsblättern ein Lebensbild Löfflers veröffentlicht, das uns als Grundlage dieses Textes diente.

Werk in der Kunstsammlung Schmelzle

Inv. Nr. 2023.007: Ansicht von Lauffen am Neckar

Weitere nachweisbare Werke

Enzpartie, im Angebot bei kleinanzeigen.de seit Oktober 2022. Noch unverkauft im Juni 2023.8
Partie bei Lauffen am Neckar. Seit April 2022 im Angebot bei kleinanzeigen.de, noch unverkauft im Juni 2023.9
Blick auf Lauffen am Neckar, 55 x 77 cm, dat. 1943. Gesehen 2023 im Angebot eines Stuttgarter Antiquitätenhändlers.10

Literatur

Ulrich Kull: Gottlieb Löffler – ein schwäbischer Maler. In Ludwigsburger Geschichtsblätter 34/1982, S. 134-143. (online)

Einzelnachweise

  1. Adressbuch Heilbronn 1914, S. 450.
  2. Adressbuch Heilbronn 1923, S. 84.
  3. Die Vorbereitung des Zeichenlehrers, in: Kunst und Jugend III, Heft II, Februar 1909, S. 17-20.
  4. Zeichenblock und Malkasten, in: Kunst und Jugend III, Heft IV, April 1909, S. 51-52.
  5. Von unseren Grundsätzen, in: Kunst und Jugend IV, Heft IX, September 1910, S. 120-123.
  6. Rezension in Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus 60, 1918, Nr. 5, S. 139-142.
  7. Abb. bei Kull 1982.
  8. https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/oelgemaelde-enzpartie-gottlieb-loeffler-schwaebischer-maler/2231282350-240-8728
  9. https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/gottlieb-loeffler-orig-lauffen-a-n-stadtmauer-martinskirche/2087025471-240-8662
  10. https://antiquarisch.de/giaq/article/40696717-loeffler-gottlieb-lauffen-am-neckar-lgemlde-auf#