Ferdinand Dörr

Ferdinand Dörr (1880-1968) wuchs in Rappenau auf und war später in Karlsruhe tätig. Er zählt zu den fleissigsten badischen Grafikern und schuf zahlreiche Motive aus dem Neckartal.

Sein Vater Johann Franz Dörr und seine Mutter Anna Dörr geb. Perino stammten aus Buchen im Odenwald. Der Vater war im badischen Salinenwesen tätig und arbeitet zunächst in der Saline in Dürrheim, wo Ferdinand Dörr als zweites von später insgesamt acht Kindern am 10. Februar 1880 geboren wurde. 1884 wurde der Vater als Obersieder nach Rappenau versetzt, wo der junge Ferdinand seine Jugend verlebte. Die Familie lebte anfangs in der Bahnhofstraße, zog aber bald in eine freigewordene Wohnung im Beamtenwohnhaus der Saline (heutiges „Haus der Gesundheit“). Der Vater stieg zum Salinenwerkmeister auf.

Über die Schulzeit von Ferdinand Dörr ist nichts mehr bekannt, wahrscheinlich aber besuchte er das Realprogymnasium in Wimpfen bis zur mittleren Reife. Auf Wunsch der Eltern schlug er danach eine Beamtenlaufbahn im Finanzdienst ein, die er jedoch rasch wieder quittierte. Stattdessen begann er in Stuttgart ein Kunststudium und wechselte danach an die Akademie nach Karlsruhe, wo er bei Ludwig Schmid-Reutte, Hans Thoma und Julius Bergmann studierte, Meisterschüler von Walter Conz war und sich dort schließlich auch niederließ. Speziell Hans Thoma hatte einen großen Einfluss auf Ferdinand Dörr, da sich beide Künstler auch intensiv mit Kaltnadelradierungen befassten.

Eine von der Karlsruher Akademie angebotene Professur lehnte Dörr zugunsten einer Tätigkeit als freier Künstler ab. Er kehrte dann noch vor dem Ersten Weltkrieg wieder in die Nähe der Eltern zurück und lebte im Schloss der Familie Racknitz in Heinsheim unweit von Rappenau, wo er auch den Racknitz-Söhnen Wolfgang und Wilhelm Zeichenunterricht erteilte.

Nachdem der Vater 1915 pensioniert worden war, zog Ferdinand Dörr gemeinsam mit den Eltern wieder nach Karlsruhe, wo er künftig seinen Hauptwohnsitz hatte. Ob er im Ersten Weltkrieg gedient hat, ist unbekannt. Er heiratete jedoch am 1. Dezember 1917 Christiane Müller, eine Kaufmannstochter aus Halberstadt. Die Gattin verstarb am 30. Oktober 1918 bei der Geburt des ersten Kindes, das ebenfalls nicht überlebte. Der Maler ging daraufhin keine weitere Ehe ein, sondern lebte danach stets bei Geschwistern bzw. zuletzt bei einer Großnichte. Sein Atelier hatte er in der Belfortstraße in Karlsruhe. Im Adressbuch von Karlsruhe 1930 erscheint er in der Sophienstraße 119.1

Ferdinand Dörr, ca. 1930.

Ferdinand Dörr pflegte eine lebenslange Freundschaft zur Familie von Gemmingen, die in und um Rappenau begütert ist. Bereits 1926 fertigte er eine Folge von Ansichten von mindestens 18 Gemmingen’schen Burgen und Schlössern. Nachdem es im Umfeld des pazifistisch gesinnten Malers während des Zweiten Weltkriegs zu Verhaftungen gekommen war, verbarg sich der Maler bis zum Kriegsende im Gärtnerhaus von Schloss Babstadt, in dem ein Zweig der Familie lebte. Als die amerikanischen Besatzungstruppen das Schloss in Babstadt besetzten, zog die Familie von Gemmingen ins Schloss Neuhaus bei Ehrstädt, wo der Maler bis 1964 noch viele Male zu Gast war.

Ausgiebige Studienreisen führten ihn nach München, Italien, in den Schwarzwald und an den Bodensee. Er fand sein Hauptbetätigungsfeld in der grafischen Wiedergabe von Landschaften und Ortsansichten, hinterließ aber auch etliche Gemälde mit ähnlichen Motiven. Die meisten seiner Gemälde entstammen seinem Spätwerk, als ihm die Anfertigung von Radierungen zu mühevoll wurde.

Er starb am 25. Februar 1968 in Karlsruhe.

Werke in der Kunstsammlung Schmelzle

Inv. Nr. 2023.010: Burg Hornberg
Inv. Nr. 2023.011: Im Schwarzwald.
Inv. Nr. 2021.055: Neckartal bei Neckargemünd
Inv. Nr. 0000.044: Burg Ehrenberg am Neckar

Weitere nachweisbare Werke

Jagstfeld am Neckar, dat. 1915, Lwd., 29,5 x 39 cm. Kunstauktionshaus Schloss Ahlden, 11. September 2021, Lot 2627.
Neckartal bei Wimpfen, gesehen bei ebay.de, Februar 2023, Artikelnr. 385417103032, verkauft für 63 EUR.
Neckartal bei Wimpfen, gesehen bei ebay.de, März 2023, Artikelnr. 234867134544.
Altes Schloss Baden-Baden, dat. 1930. Potter & Potter Auctions, Chicago, 10. November 2018, Lot 61.
Altes Schloss Baden-Baden. Gesehen bei ebay.de, Februar 2023, Artikelnr. 115691014112, verkauft für 59 EUR.
Neckartal bei Bad Wimpfen
Neckartal bei Bad Wimpfen
Neckartal bei Bad Wimpfen
Blick auf Heidelberg
Burg Runkel an der Lahn
Blick auf Baden-Baden
Blick auf Titisee

Literatur

  • Inge und Rudolf Rothenhöfer: Ferdinand Dörr (1880-1968), in: Bad Rappenauer Heimatbote 12, 2001/2002, S. 104-119.

Ferdinand Dörr in Künstlerdatenbanken

Einzelnachweise

  1. https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/206487