Der Münchner Maler Franz Seraph Müller (1901-1964), genannt „Schluckmüller“ nach seiner Herkunft aus Schluckenau in Böhmen, ist durch zahlreiche Kinderbildnisse mit der Signatur “F. Müller München” sowie durch weitere Porträts mit der Signatur „Schluckmüller München“ nachweisbar.
Leben
Franz Seraph Müller wurde am 14. Januar 1901 in Schluckenau in Nordböhmen geboren. Dort wurde sein Talent von dem Lehrer und Kunstförderer Anton Pius Ulbrich (1874-1952) erkannt, auf dessen Veranlassung hin Müller eine künstlerische Ausbildung begann. Er besuchte die Kunstschule in Breslau und die Kunstakademie in München. Studienreisen führten ihn nach Istanbul sowie nach Italien und Tirol. Ab 1930 lebte er in München, wo er sich der Künstlergruppe „Die Unabhängigen“ anschloss. Bei der Jahresausstellung der „Unabhängigen“ 1932 war er mit einem Knabenbildnis vertreten.1 Als die „Unabhängigen“ 1934 bei einem jüdischen Galeristen ausstellten, führte das zeitweilig zum Ausstellungsverbot.
Später lebte er in der Ainmillerstraße 50 in Schwabing,2 wo sich seit der Zeit um 1900 zahlreiche Künstler niedergelassen hatten. Da er sich schon selbst seines Allerweltsnamens bewusst war, signierte er zeitweise auch mit „Schluckmüller“, was eine Anspielung auf seine Herkunft aus Schluckenau sein sollte. Hänseleien wegen seines Pseudonyms nahm er hin.
Er starb am 15. Mai 1964 in München.
Werk
Da es mehrere Künstler mit dem Kürzel „F. Müller“ in München gab, u.a. der um 1900 in der Amalienstraße 9 tätige Hofphotograph Friedrich Müller und der für seine Landschaften und Genrestücke bekannte Maler Fritz Müller-Schwaben (1879-1957), der durch seine Bauernköpfe bekannte Maler Fritz Müller (1912-1978) und einen Friedrich Müller, der im Münchner Adressbuch von 1920 in der Hohenzollernstraße 33 gelistet ist,3 gibt es in einschlägigen Datenbanken und im Kunsthandel ein ziemliches Durcheinander der Zuschreibungen.
„Unser“ F. Müller aus München unterscheidet sich vom Stil und von seiner Signatur her von den vorgenannten Münchner Malern. Er malte Kinderbildnisse, die er mit “F. Müller München” signierte, Bildnisse von Erwachsenen, die er mit “Schluckmüller München” signierte, sowie einige erotisch anmutende Frauenbildnisse. Bei seinen Kinderbildnissen handelt es sich nachweislich der Kleidung und der Haarschnitte der dargestellten Kinder um Porträts aus der Kaiserzeit (Matrosenanzug), aus den 1920er Jahren (Bubikopf-Frisuren) und 1930er Jahren (Lederhose) sowie um ein in die 1940er Jahre datierbares Bild, womit die hauptsächliche Entstehungszeit der Kinderbildnisse grob umrissen sein dürfte.
Die mit “F. Müller” signierten Kinderbildnisse wirken älter als die von ihm mit “Schluckmüller” signierten Porträts von Erwachsenen und seine Aktbilder. Möglicherweise hat er sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Wechsel seiner Signatur auch motivisch und vom Kundenstamm her neu orientiert.
Das Heimatmuseum in Weißenhorn widmete ihm aufgrund seiner Herkunft aus Schluckenau, woher nach dem Zweiten Weltkrieg viele Vertriebene nach Weißenhorn gekommen waren, 2013 eine Einzelausstellung.
Werk in der Kunstsammlung Schmelzle
Sonstige nachweisbare Werke
Einzelnachweise
- Münchner neueste Nachrichten, 29. September 1932, S. 2. (online)
- Münchner Stadtadressbuch 1953, S. 599. (online)
- Adressbuch München 1920 online
- Flohpalast München, Mitteilung von Alexandra Singer, Februar 2020.
- Mitteilung der Besitzer, Mai 2021.
- Ebay-Artikel-Nr. 164579740209, Angebot des Kunsthändlers Rene Schönicke aus Helmbrechts, angeboten für 120 EUR.
- Mitteilung von Michael Lang, Oktober 2022.
- Das Bild war 2022 im Kunsthandel, Preis 280 Euro, ebay-Artikelnr. 155069865602.
- Mitteilung von Philipp Wohlfrom, November 2020.
- Mitteilung von Alexandra Singer, Februar 2020.
- anibis.ch, Angebots Nr. 37406993, Preis 60 CHF, https://www.anibis.ch/de/d-antiquit%C3%A4ten-~-kunst-malerei-~-grafiken-gem%C3%A4lde–68/f-m%C3%9Cller-portrait-de-ruth-1930–37406993.aspx
- Laut Impressum Kunsthändler Bob Shimanovich, Berlin. Bild sollte 320 Euro kosten. https://www.ebay.de/i/283548984452
- Mitteilung von Reinhard Heydenreich, November 2020.
- Lot GE-048, verk. für 50 EUR, https://www.richter-kafitz.de/details/objekt/f-mueller-maedchenbildnis-21-04-2007.html
- Mitteilung von Heinz Otto Baum, 13. April 2021.
- Lot GE4094, verk. für 120 EUR, https://www.richter-kafitz.de/details/objekt/f-m-08-08-2015.html
- Frdl. Mitteilung von Christian Spreitzer, Juli 2024.
- Mitteilung von Christian Frössler, Juni 2021.
- Foto aus Wikimedia Commons.
- Im April 2023 im Angebot bei willhaben.at, Artikelnr. 663135860, Preis 299 EUR.
- Lauritz, 19. Januar 2017, Lot 4428786, Taxe 300 EUR. (online)
- Siebers Auktionen, Stuttgart, 20. März 2019, Lot 2176.
- Hampel Auktionen, München, 12. April 2013, Lot 1668 (Taxe 140-160 EUR). (online)
- Im Frühjahr 2023 im Angebot bei ebay.de, Artikelnr. 154967367414, Preis 450 EUR.
- Auktionshaus Ruetten, München, 21. Juni 2008, Lot 246. Verk. für 120 EUR. (online)
- Richter & Kafitz, Bamberg, 23. Februar 2013, Lot GE4022, 200 EUR. (online)
- Privates Angebot bei ebay Kleinanzeigen, Anzeige ID: 1416290176, Mai 2020, Anbieterin aus Rösrath, Angebotspreis 940 EUR VHB.
- Dorotheum, Salzburg, 13. Dezember 2018, Lot 138, Taxe 300 EUR. (online)
- Auktionshaus Stahl, Hamburg, 24. Februar 2018, Lot 59. Taxe 150 EUR. (online)