Georg Haid

Georg Haid (1861-1935) war Kunstmaler in Nonnenhorn bei Lindau am Bodensee.

Leben

Georg Hermann Joseph Haid wurde am 5. September 1861  in Germersheim geboren. Seine Jugend verbrachte er in München. Anschließend trat er ins Militär ein, wo er Kavallerie-Offizier der klg. bayerischen Chevauxlegers (mittelschwere Reiterei) war. Bei der Truppe galt er als „Schleifer“ (strenger Vorgesetzter) und war nicht sonderlich beliebt. Am 6. März 1897 heiratete er in Stuttgart Laura Mathilde Carolina Gellenkamp (1856-1940), eine Rheinländerin mit niederländischen Wurzeln.

Entweder mit Mitteln aus einem Lotteriegewinn oder aber mit Geld aus der Familie seiner späteren Frau war es dem zuvor nicht als wohlhabend bekannten Haid in den 1890er Jahren möglich, in Nonnenhorn am Bodensee insgesamt 38 benachbarte Uferparzellen von Bauern zu erwerrben und zu einem großen Flurstück (neue Flurstück-Nr. 2277) zu verschmelzen, auf dem er sich 1895 eine Villa mit einem von einer Glaskuppel überspannten Maler-Atelier im Obergeschoss errichten ließ (heutige Adresse: Im Paradies 25). Der Villenbau an diesem Uferabschnitt des Bodensees hatte um jene Zeit gerade erst begonnen. Haids Grundstück umfasste rund 360 Meter Uferlänge und bot neben dem Landhaus auch Platz für Stall- und Gärtnergebäude. Das Grundstück war so groß, dass Haid es noch zu Lebzeiten parzellierte und darauf zwei weitere Villen errichtet wurden (heutige Gebäude: Im Paradies 15 und Im Paradies 31). Nach dem Tod des Malers setzte eine weitere Parzellierung ein, so dass sich heute zwischen den ursprünglichen Gebäuden weitere Anwesen befinden.

Über eine künstlerische Ausbildung ist nichts bekannt. Möglicherweise erwarb der Maler seine Fähigkeiten während der Militärzeit, wo das Anfertigen von strategischen Landschaftsskizzen geübt wurde. In Nonnenhorn war er sowohl als Maler wie auch als Grafiker tätig. Seine Gemälde und Grafiken zeigen insbesondere Landschaften, aber auch verschiedentlich Porträts. Sicher sind Teile seines Schaffens als Auftragsarbeiten entstanden, er begriff das Malen jedoch nicht als Broterwerb, sondern sah sich als Privatier, der Kunst aus Leidenschaft und aus innerem Antrieb schuf. Er lebte zurückgezogen auf dem großen Uferanwesen und pflegte Kontakte insbesondere mit den unmittelbaren Nachbarn, wärend er sich gegenüber der restlichen Bevölkerung distanziert gab.

Der Badische Kunstverein erwarb 1905 ein von Haid gemaltes Interieur.1 Er war öfters in München, u.a. 1901,2 1903,3 1908,4 1909,5 und 1912.6

Postkartenmotiv Blick vom Hoyerberg auf Lindau, dat. 1918.

Manche seiner Landschaftsbilder fanden als Postkarten Verbreitung. Darüberhinaus schuf er auch Gebrauchsgrafiken, darunter einige in öffentlichem oder institutionellem Auftrag. 1902 gestaltete er für den Bodensee-Geschichtsverein eine Glückwunschadresse zum 50. Regierungsjubiläum Großherzog Friedrichs von Baden mit der Darstellung des Bondesees und der Festung Hohentwiel.7

Glückwunschadresse zum 50. Regierungsjubiläum Großherzog Friedrichs von Baden, 1902.

Der Reserveoffizier Haid war bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs bereits 53 Jahre alt. Er wurde nicht mehr zum Kriegsdienst eingezogen, ließ sich jedoch über eine Kette von Informanten von Lindau aus über den aktuellen Kriegsverlauf informieren.

1916 schuf er für die Stadt Lindau ein Kriegswahrzeichen mit dem zentralen Motiv eines unter Segeln fahrenden Frachtschiffs zwischen eisernen Kreuzen unter einem Fries von Lindenblättern.8 Zur Zeit der deutschen Inflation gestaltete er 1918 auch die Notgeldscheine der Stadt Lindau, mit wechselnden Lindauer Motiven auf der Vorder- und dem Schiff des Kriegswahrzeichens auf der Rückseite.910

Postkarte mit Darstellung des von Haid gestalteten Lindauer Kriegswahrzeichens.

Notgeldschein der Stadt Lindau.

Haid gehörte der Künstlergruppe „Der Kreis“ an, zu der sich Maler rund um den Bodensee zusammengeschlossen hatten. Er pflegte jedoch kein gutes Verhältnis zu den Künstlerkollegen. Und auch im Kreise des Lindauer Seglerclubs, dem er ebenfalls angehörte, scheint er nicht gerade gesellig gewesen zu sein. Es scheint, als ob er im Privaten nur mit dem anderen Geschlecht gut ausgekommen wäre. Im Alter hielt er sich häufig im Haus der Schwestern Ude in Hengnau auf, die möglicherweise Modell für seine Frauenporträts saßen. Die jüngere Schwester Adele Ude heiratete 1936 den Kunstmaler Eugen Ludwig Hoess aus Langenwang.

Georg Haid starb am 6. Dezember 1935 in seiner Villa in Nonnenhorn an den Folgen eines Schlaganfalls. Offensichtlich hatten die Hinterbliebenen bereits mit seinem Ableben gerechnet, da schon anderntags neben der Todesanzeige im Lindauer Tagblatt auch ein Nachruf auf den Verstorbenen erschien. Am 9. Dezember 1935 wurde der Leichnam des Malers in Lindau-Aeschach eingeäschert. Als Ort der Bestattung nennen die Unterlagen den „Marienfriedhof“, wobei es einen solchen in Lindau nicht gibt und daher die letzte Ruhestätte nicht bekannt ist.

Werk in der Kunstsammlung Schmelzle

Herbstlandschaft, in Bearbeitung

Weitere nachweisbare Werke

Ansicht von Nonnenhorn, 32 x 45 cm, Öl/Karton. Gesehen im Kunsthandel.11

Flussmündung, 35 x 46 cm, Öl/Platte. Auktionshaus Zeller, Lindau, April 2015, Lot 1807.12

Hügellandschaft, 24 x 31 cm, Öl/Karton. Auktionshaus Zeller, Lindau, September 2014, Lot 1243.13

Segelyacht, 46 x 57 cm, Öl/Holz, dat. 1924. Auktionshaus Zeller, Lindau, April 2014, Lot 1914.

Frauenporträt, Museum Nonnenhorn.15

Einzelnachweise

Für die Erstellung der Biografie wurden Dokumente aus dem Archiv in Nonnenhorn verwendet, die zum einen auf die Forschungen des Besitzers eines Haid-Gemäldes aus den frühen 1990er Jahren sowie auf die Erinnerungen des Spenglermeisters Philipp Schneider aus Nonnenhorn zurückgehen, der als junger Rekrut unter Hauptmann Haid gedient hatte und später in dessen Nachbarschaft lebte. Wir danken Ferdinand Baur vom Museum Nonnenhorn für freundliche und umfangreiche Unterstützung.

  1. Badischer Beobachter, 14. Februar 1905, S. 2.
  2. Münchner neueste Nachrichten, 30. August 1901, Morgenblatt, S. 4.
  3. Münchner neueste Nachrichten, 2. September 1903, S. 4.
  4. Münchner neueste Nachrichten, 10. Dezember 1908, S. 4.
  5. Münchner neueste Nachrichten, 1. Dezember 1909, Morgenblatt, S. 4.
  6. Münchner neueste Nachrichten, 2. März 1912, Vorabendblatt, S. 4.
  7. Hansmartin Schwarzmaier: Großherzog Friedrich I. am Bodensee – Eine Glückwunsch-Adresse des Bodensee-Geschichtsvereins aus dem Jahr 1902. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 116, 1998, S. 129-136.
  8. https://www.schwaebische.de/regional/lindau/lindau/mit-naegeln-gegen-die-not-der-kriegswitwen-760282
  9. Münchner neueste Nachrichten, 6. Juni 1918, Morgenausgabe, S. 4.
  10. https://lindau.fandom.com/de/wiki/Georg_Haid
  11. https://www.sulisfineart.com/georg-haid-1861-1935-signed-framed-1922-oil-nonnenhorn-kr645.html
  12. https://www.zellertv.de/en/katalog/auction-124-april-2015/auktionsartikel/georg-haid-1861-germersheim-pfalz-1935-nonnenhorn-12/ Rufpreis 300 EUR.
  13. https://www.zellertv.de/de/katalog/auktion-122-september-2014/auktionsartikel/georg-haid-1861-germersheim-pfalz-1935-nonnenhorn/ Verkauft für 300 EUR.
  14. Rufpreis 1.000 EUR, verkauft für 1.800 EUR
  15. Frdl. Mitteilung von Ferdinand Baur, Juni 2025.